Mittwoch, 24. November 2010

Gerechtigkeit - es gibt sie doch!

Schon ein ganzes Weilchen durfte ich mir einiges zu meinem Äußeren anhören. Für die, die mich nicht IRL kennen: ich färbe mir eine intensivgrüne Strähne in die langen, roten Haare, ich habe mehr Metall als Knorpel im rechten Ohr und seit neuerdings auch einen Lippenring. Desweiteren trage ich nur schwarz, renne in Springerstiefeln umher und in den seltenen Fällen, wenn ich mich schminke (was ungefähr der Häufigkeit von guten Ideen aus den Reihen der FDP entspricht), habe ich dunkelschwarze Ringe um die Augen.

Glaubt man meiner Mutter, mache ich mich vorsätzlich hässlich.
Glaubt man meinen Freundinnen und Kommilitonen, bin ich noch unreif und habe meine "Anti-um-jeden-Preis"-Phase noch nicht hinter mir gelassen.

Gestern aber wurde mein Aussehen bei einem Vorstellungsgespräch wie folgt kommentiert: "Sie sehen aus, als würden Sie gerne mal um die Ecke denken und als hätten Sie Lust, sich in eine neue Programmiersprache einzuarbeiten, um zu verstehen was Sie tun und nicht nur ein Kochrezept abzuspulen".

In your face, world!

Dienstag, 23. November 2010

Ökonomie - J'accuse

Ich quäle mich gerade durch zwei Wochen des faszinierenden Moduls "Prävention und Gesundheitsökonomie".
Durchschnittlich zwei Mal pro Vorlesung oder Seminar kriegen wir zu hören, dass es wichtig ist die Gesundheit des Einzelnen zu erhalten oder - im Fall von Krankheit - wiederherzustellen. Wichtig, weil dem Staat und der Wirtschaft ja ansonsten Arbeitsausfälle entstehen. Kein Wort von persönlichem Leid, kein Wort von dem Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit.

Ich habe Angst. Nicht, weil der Volkswirt, der gerade vorne steht, uns das mit großer Überzeugung verkündet. Ich habe Angst, da ich scheinbar die Einzige aus meinem Kurs aus ca. 50 Studenten bin, bei der diese Betrachtungsweise Wut schürt. Für alle anderen scheint es selbstverständlich zu sein, das Individuum primär als Wirtschaftssubjekt zu betrachten. Recht auf Leben? Gefühle, Bestreben des Einzelnen? Viel zu subkektiv. Nur der wirtschaftliche Wert ist objektiv erfassbar, nur die Ökonomie lügt nicht.
Für mich ist die Ökonomie die menschenverachtendste Disziplin.

Donnerstag, 12. August 2010

Fallhöhe

Ist es nicht erstaunlich, dass je weiter nach oben man es "im Leben" geschafft hat, umso größer die Lust wird, einfach alles hinzuschmeißen.
Nicht, weil es zu anstrengend wird, nicht weil man sich dadurch von sich selbst und seinem eigenen Wesen entfremdet fühlt (obwohl beide Phänomene gerne auch mit dem Erreichen scheinbar erstrebenswerter Ziele einhergehen), nein, einfach um alles, was man mit eigener Kraft und Arbeit, sowie durch nette Gesten von Glück und Schicksal aufgebaut hat, knirschen, klirren, zerspringen zu hören und dann den großen Haufen spitzer Scherben betrachten zu können.
Feste Beziehung, begehrter Studienplatz, geordnete Verhältnisse im Alltagsleben - so schöne Begleitumstände eines Lebens. Was für ein schönes Bauklötzchen-Schloss. Und wie groß die Versuchung, die schön angeordneten Bauklötze einstürzen zu lassen, wild durchzuwirbeln - nur um zu sehen, ob man es kann und was dann passiert.

Sonntag, 11. April 2010

Vom Ich-Verlust

Wenn man Menschen und ihre Rolle in der Gesellschaft betrachtet, so liegt erstmal eine ganz grobe Gleiderung nahe: diejenigen, die sich an die Spielregeln halten und deren Entfaltung sich in den vorgegebenen Rahmen passgenau einfügt, und diejenigen, die in der Gesellschaft nicht funktionieren - Verbrecher, Eigenbrötler, Verrückte. Ist man mit Intelligenz und der Fähigkeit, seine Umwelt zu beobachten, ausgestattet, so fängt man an, die oben genannten Kategorien als zwei Pole zu sehen, zwischen denen es zahlreiche Abstufungen gibt. Aber dennoch geht man davon aus, dass es eine Anzahl an Menschen gibt - und meistens nimmt man auch an, dass dazu die Mehrheit unserer Artgenossen gehört - die von sich aus mit den Regeln der Gesellschaft höchstzufrieden ist, die die allgemeinen Ideale so sehr verinnerlicht haben, dass sie es kaum noch glauben können, sie könnten extrinsischen Ursprungs sein.
So.
Was aber meines Erachtens damit gewissermaßen im Widerspruch steht, ist die Tatsache, dass der Ich-Verlust von allen Menschen unserer Gesellschaft als Kriterium des höchsten Glücks, ja, als das höchste erreichbare Glück überhaupt angesehen wird. Freilich, die Wege zum Ich-Verlust sind die unterschiedlichsten, und hängen stark vom Alter, vom Bildungsstand, von der sozialen Schicht oder auch von den individuellen Wesensmerkmalen der Person ab, aber alles, was wir als Möglichkeit, uns wahrlich frei und glücklich zu fühlen, sehen, ist nichts anderes als ein Abschütteln des Gefühls, dass man ein "Ich" besitzt.
Kling verwirrend? Man führe sich nur die Beispiele vor Augen: der Rausch von Alkohol und anderen Drogen, das Auflösen im Wir-Erlebnis von Familie und Freundschaft, das Adrenalin diverser Sportarten, die Fähigkeit guter Musik (wobei jeder seine eigene Definition hat) alles um einen herum vergessen zu lassen, das Gefühl mit der Natur zu verschmelzen. Wir erleben Glück, egal was wir darunter verstehen, indem wir von unserer Persönlichkeit, von unserem Ich loslassen..
Und um zurück zum Anfang meiner Ausführungen zu kommen, ist man wirklich mit sich und der Welt zufrieden, wenn man eigentlich nur dann glücklich ist, wenn man den Kontakt zu sich selbst und/oder zur Welt verliert? Ist es tatsächlich eine funktionierende Gesellschaft, wenn allen, die zu ihrem "Ich" stehen, Glück verwehrt wird? Oder ist dies bloß einer weiterer Beweis dafür, dass wir Menschen Fehlkonstruktionen sind?
Fragen über Fragen.

Donnerstag, 8. April 2010

Seelischer Masochismus

Willkommen bei Xenias neuen Notizen aus der Tierwelt, heute - ein neuer Beitrag in unserer Serie "Seltsame Verhaltensweisen des homo sapiens".

Gibt man einer Ratte Zuckerstückchen, die mit Brechmittel getränkt ist, so wird sie schon sehr bald eine Aversion gegen Zucker in allen seinen mannigfaltigen Formen entwickeln und die Zuckerstückchen schön in Ruhe lassen.

Der Mensch gilt auch als lernfähiges Wesen mit einem guten Gedächtnis und einem Selbsterhaltungstrieb. Wieso gibt es dann immer wieder Individuen, die mehrmals zu denselben Kunstwerken - oft auch in hoher Dosierung - greifen (oder um die Aussage zu konkretisieren: bestimmte Lider hören oder Gedichte lesen), obwohl sie aus Erfahrung ganz genau wissen, dass sie bei ihnen eine Zustand tiefster Trauer oder Verzweiflung auslösen.

Die für mich plausibelste, wenn auch etwas absurde, Erklärung ist, dass es sich hierbei um eine Art "seelischen Masochismus" handelt, eine Art perversen Zufriedenheitsgewinn aus seelischen Qualen, ein Genießen des eigenen Zustands, wenn man sich am liebsten den Brustkorb aufreißen würde, um die dort scheinbar gefesselten Gefühle zu befreien (die vermutlich wegen Überbevölkerung das Gehirn (genauer die Amygdala), wo sie enstanden sind - Gruß aus dem Neuro-Semester - verlassen haben).

So viel zu diesem Phänomen, bis zur nächsten Folge unserer Serie.
[now listening to: Mantus - Diese Welt ist seelenlos]

Donnerstag, 25. März 2010

Ferien-Ferien-Ferien

Ha. Pflegepraktikum geschafft und jetzt 2 Wochen Ferien. Ok, mittlerweilen nur noch 1,5 Wochen Ferien. Es ist erstaunlich wie schnell die Zeit vergeht und wie die Anzahl der verbleibenden Tage immer kleiner wird, während die Liste der Sachen, die man sich vorgenommen hat, gleich bleibt.

Naja, heute bin ich über meinen Schatten gesprungen. Es ist erstaunlich, wie viel Überwindung es kostet, Arbeit, die verrichtet werden muss, und wo man auch schon einen Masterplan entwickelt hat, einfach mal aufzuschieben und sich einen freien Tag zu gönnen. Noch erstaunlicher ist es, wie gut es einem tut. In anderen Worten: heute gönn ich mir eine Pause vom Programm-Dokumentationen-Schreiben und mache ... nix.

Und um meinen Blog auch mal zu nutzen, wie die meisten Subkultur-Mädchen ihre Blogs nutzen (yeah, alle Klischees bestätigen), hier mal wieder ein lyrischer Versuch von mir:

Kälte zieht, wie weiße Narben,
Deine blasse Haut hinauf.
Noch siehst du kein Grund zur Sorge,
Doch dein Rücken spürt den Lauf.

Und die Kugel, kalt und schmerzlos,
Starrt dir mitten ins Genick.
Ist es Angst, die dich zurückhält,
Sie zu suchen mit dem Blick?

Denn du lächelst immer weiter,
Und du schaust geradeaus,
Du musst deinen Weg beschreiten,
Denn du wartest auf Applaus,

Denn du wartest auf ein Lächeln,
Das dir sagt: "Du wirst geliebt",
Auf ein Zeichen, dass es besseres,
Als den grauen Alltag gibt.

Du betrittst den roten Teppich,
Die Kulissen fallen um.
Es ist wahr, du kannst nichts ändern.
Ein Knall - und die Welt wird stumm.

Mittwoch, 24. Februar 2010

Tunnelblick

Wenn man vor lauter Schlafmangel, Dauerstress und "whatever" einen visuellen und kognitiven Tunneblick entwickelt, dann weiß man, dass man entweder alles richtig oder ziemlich viel falsch gemacht hat.

Grüße aus der Phase des Schlafentzugs, wo alles auf einmal sehr lustig und voller versteckter Botschaften ist

Sonntag, 7. Februar 2010

Von verbalen Streicheleinheiten und ähnlichen Herauforderungen

Wieso müssen Menschen so verdammt kompliziert sein?
Normalerweise fällt dieser Satz in Bezug auf Beziehungen (im Sinne von "Liebesbeziehung"), aber das meine ich nicht einmal. Da hat uns die Evolution ja immerhin mit so nützlichen Sachen wie Instinkten ausgestattet, die einem verraten, was man wann tun sollte.
Nein, ich meine das weite Feld von Bekanntschaften und Freundschaften. Ab wann kann man von einer Freundschaft sprechen? Was ist, wenn eine Person einem zwar sehr tiefe Gefühle und Gedanken anvertraut (für mich ein großes Kriterium der Freundschaft), aber ansonsten schroff und abweisend ist; was ist wenn man einen großen Teil der Freizeit (freiwillig!) mit einer Person verbringt, aber kaum über tiefe Gefühle/Probleme spricht...

Und mein größtes Dilemma - verbale Streicheleinheiten. Ihr wisst schon, so Aussagen, wie "Ich habe dich vermisst", "War echt schön, mal wieder mit dir zu reden", Komplimente. Alles Sachen, die man auch so meint, aber irgendwie Hemmungen hat, der Person zu sagen, außer man will signalisieren, dass man eine gewisse Sympathie für die Person emfindet (und noch einmal zur Klarstellung: es geht um ein Mögen im platonischen Sinn, sobald eine erotische Komponente dazu kommt, ist ja alles ganz einfach, man wirft sein instinktives Flirt-Programm an).
Wenn man auf diese "Streicheleinheiten" gänzlich verzichtet, steht man als gefühlloses Wesen, zu dem man keine tiefere Freundschaft aufbauen kann, da. Wenn man sie aber einsetzt und es kommt keine Gegen-Geste... autsch

Wie gesagt - müssen Menschen so kompliziert sein...?

Freitag, 29. Januar 2010

Ich sollte ja eigentlich lernen...

Meine Graphomanie hat wieder mal zugeschlagen. Und Graphomanie gekoppelt mit einem Schub von Misanthropie kann nichts Gutes mit sich bringen.

Deswegen werdet ihr mit dem Produkt meines auf dem Fensterbrett-Sitzens gequält:

Humans are
Unreliable,
So predictable,
When they can they will
Shake their head
And walk away.

The program of their empathy
Cannot really compile me.
All they see is their own world
With no place for all things absurd.
I see all cogs inside your brain,
All you see is that I'm insane.

Tell me, am I human...

Humans are
(...)

I can dive into your mind
And find out how you feel inside,
But what I am you'll never know
For that is something I don't show.
You see me talk and laugh and grin,
Oblivious of the abyss within.

Tell me, am I human...

P.S. Nein, ich plane keinen Amoklauf. Ich wollte nur mal ein Gedankenspiel rüberbringen.