Samstag, 8. Dezember 2012

Meinungen

Ich war eigentlich nie ein Mensch, der zu gesellschaftlichen/politischen Fragestellungen gesat hat: "weiß nicht", höchstens mal im Sinne von "dazu habe ich keine endültige Meinung, ist ein komplexes Thema, bin noch am Nachdenken". Was ich jedoch garantiert nie zu solchen Fragen gesagt hätte, wäre ein "interessiert mich nicht".

Aber meine Meinung zu vielen Punkten hat sich mit der Zeit oft gewandelt.

Schweigen im Wald

Ja, ich habe lange nicht mehr geschrieben. Konnte feststellen, dass so ein Studium doch einiges an Zeit in Anspruch nimmt, vor allem kombiniert mit einem Nebenjob und poltischem Engagement und...

Wobei, ich will hier nicht vorjammern, wie viel ich zur Zeit um die Ohren habe, da vieles von meinen Verpflichtung selbst gewählter(/verschuldeter) Natur ist. Ich will auch nicht damit angeben, was ich alles Tolles mache, um anderen ihre eigene Untätigkeit unter die Nase zu reiben. Denn genauso gibt es Menschen, die noch viel mehr machen als ich und nicht damit hausieren gehen. Und ich sehe in der Frage, wie viel man macht, auch keinerlei Werturteil.

Aber... dadurch bin ich die letzten 3 Monate nicht zum Bloggen gekommen. Das wird sich wohl auch bis Anfang Januar nicht ändern.

Aber (die Zweite)... dieser Blog ist nicht beendet oder eingestellt, sondern nur pausiert. Und im Januar, wenn ich Semesterferien und dadurch mehr Zeit habe, geht das Geschreibse wieder los.
Freut euch oder habt Angst, wie ihr wollt.

Sonntag, 7. Oktober 2012

Soundtrack

Dank der tollen-tollen Goth-Rock Band Rhombus habe ich Musik, die mich gut begleitet.
So true...

Sonntag, 2. September 2012

Die Ästhetik von Unterholz


In Russland gibt es viel... Natur. Doofe Aussage, allein schon weil der Begriff “Natur” so herrlich flexibel ist, sodass ihn jeder gerade so verwendet, wie es ihm passt. In Russland gibt es viel unbebaute Fläche, die mit diverser Vegetation bewachsen ist. Und dazu muss man nicht einmal nach Sibirien sehen, es reicht schon 20-30 km außerhalb von Moskau zu fahren.
Und in Russland wird oft sehr achtlos mit dieser “Natur” umgegangen. Müllkippen im Wald, verdreckte Flüsse, zahlreiche Angler ohne Angelschein. So etwas ist hässlich.

Aber manchmal braucht es eben diesen achtlosen Umgang, damit “Natur” auch als solche aussehen kann.
Zum Vergleich dazu Deutschland (Disclaimer: wie ich es im Vergleich zu Russland sehe und erlebe): auch in Deutschland, z.B. auch um Heidelberg herum, gibt es unbebaute Flächen. Diese sind dann auch mit Vegetation bedeckt. Aber diese sieht dann auch stets sehr gepflegt aus. Den Wäldern fehlt das Unterholz, man kann nahezu problemlos zwischen den Bäumen umherspazieren. Es gibt sinnvoll-seriöse Felder und es gibt eitle-schönlinghafte Rasen, das wirre Kuddelmuddel einer Wiese (mit zig verschiedenen Gräsern und Blumen und kleinen Sträuchern und Mäusehöhlen) sucht man vergebens. Und mit dieser “Natur” geht man auch mit großer Ehrfurcht um. Flussufer sind mit Mülleimern gesäumt, durch den Wald führen ordentliche kleine Pfade, damit man nicht wild rumtrampeln muss, an Feldwegen informieren Tafeln über die hier vorzufindenden Vogelarten.
Versteht mich bitte nicht falsch, ich will die Bedeutung des Umweltschutzes nicht herunterreden und ihn auch nicht ins Lächerliche ziehen. Aber teilweise lässt er “die Natur” derart aufgeräumt wirken, dass sie schon nicht mehr authentisch sein kann, und teilweise kommt durch den respektvollen Umgang mit ihr auch eine große Distanz daher.

Freitag, 24. August 2012

Selbst-verständnis


Konzeptumzingelte Wesen,
mit Worten das Weite suchend,
eine Weite, an die die Erinnerung glüht,
ohne sie je gekannt zu haben.
In geistigen Gewächshäusern geboren,
auf Durchreise im Leben,
mit Hausschuhen durch die Welt ziehen:
mit Selbsttäuschung das Schicksal überreden
wollen, als könnte man doch ankommen.

Kontextualität atmend und
Langeweile essend, Verlangen verlangend,
die eigene Libido als letzter Trumpf
in einem überreizten Spiel.
Die ehrliche Konsumkritik im Kopf
nur mit Selbstironie zu ertragen,
da als Idee längst vom Sockel geglitten.
Zerfallsgeschwindigkeit von Idealen steigt exponentiell,
Ernsthaftigkeit verliert durch Inflation an sich selbst.
Begraben unter einem Tsunami
von Querverweisen und Parallelen,
Banalität überdauert Bedeutung.
Vor Posen fauchend zurückschrecken,
nur um in Anti-Posen zu erstarren.
Von “Sei natürlich”-Paradoxien paralysiert.
Der Wunsch nach Rückvereinfachung
symptomatisch für die Unfähigkeit dazu.
Verloren-verkopfte Surrealität.

Ehrliche Gefühle bleiben eine Utopie,
wenn man keinen Glauben hat, den
man ihnen schenken könnte,
so sehr man es möchte.
Emotion in Abwesenheit einer absoluten Wahrheit
kann einen noch so sehr verzehren,
transzendiert doch nie den Stempel der Illusion.
Alle Karten auf den Tisch geknallt
werden Fährten des falschen Verständnisses verlockender
und die Deckung bleibt so hoch wie nie.

Wir sind alle so meta.
Um wenigstens zu sein.

Montag, 20. August 2012

Verständnis

Mit etwas Distanz betrachtet, ist es schon erstaunlich, wie viel uns Menschen¹ daran liegt, von anderen Menschen verstanden zu werden.

Und damit meine ich nicht das rein inhaltliche Verständnis. Das ist natürlich auch wichtig. Schließlich will man ja nicht, dass wenn man dem Verkäufer im Obstladen sagt: "Ich hätte gerne anderthalb Kilo Bananen", man auf einmal 15 Kilo Äpfel bekommt. Und auch in komplexeren Zusammenhängen will man zuallererst einmal inhaltlich richtig verstanden werden. Beispielsweise wenn man sagt, dass man findet, dass klassische Dramen wenig Bezug zu unserer modernen Lebenswelt und unserem Erfahren dieser Welt haben, ist es doch frustrierend, wenn das Gegenüber da ein "Ich finde griechische Dramen scheiße" raushört.
Aber diese Form des Verständnisses meine ich nicht. Denn bei diesem wundert es mich wenig, dass man es anstrebt.

Was ich meine, ist das Verstehen bzw. Verstanden-Werden "wie man tickt". Das Nachvollziehen der Beweggründe, der Nuancen des Erlebens, der grundlegenden Einstellungen des Gegenübers. Ich würde in diesem Kontext auch die Gefühlswelt nennen, lasse diese aber außen vor, aus der Angst herau, diesbezüglich missverstanden zu werden (oh, köstliche Ironie!). Dieses Verständnis nennt sich dann auch gerne "auf einer Wellenlänge sein" oder - in extremer Ausprägung und in sehr pathetische und floskelhafte Sprache verpackt - "Seelenverwandschaft".
Und daran scheint uns extrem viel zu liegen. Die Frage ist - wieso? Was haben wir davon, von jemandem extrem tiefgründig verstanden zu werden? Könnte es uns nicht gänzlich egal sein, ob uns jemand Wellenlängen-technisch versteht oder nicht, solange die Kommunikation durch inhaltliches Verständnis klappt und die Person sich uns gegenüber nett verhält?

[1]: Ich schreibe ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit und spreche hier nicht "vom Menschen an sich". Ich beschreibe nur, wie es mir geht und das, was ich aus Gesprächen mit Freunden zu diesem Thema herausgehört habe.

Deutschunterricht

Ich bin dafür, dass man eine Sache in den Lehrplan des Deutschunterrichtes aufnimmt.
Und zwar dass man ab der 1. bis zu 12. (oder 13.) Klasse in jeder Stunde den Schülern diesen Satz um die Ohren haut: "Der Erzähler, der Protagonist oder das lyrische Ich ist nicht mit dem Autor identisch!" (in den jüngeren Klassen selbstverständlich an das Sprachniveau angepasst).

Absichtserklärung oder freiwillige Selbstverpflichtung

Was sich dramatisch anhört, ist eigentlich ganz banal.

Draußen regnet es. Heftig. Dementsprechend  kann ich weder Fahrrad fahren, noch querfeldein rennen gehen. Und auch das Verlangen, bei solchem Wetter in der Stadt spazieren zu gehen, hält sich sehr in Grenzen. Also sitze ich am Rechner.
Halte aber weiterhin an meiner Absicht, während ich in Russland bin, nicht über Russland zu bloggen fest. Möchte aber die Gelegenheit nutzen, um in einer kurzen Liste festzuhalten, worüber ich alles schreiben möchte, wenn ich wieder daheim in Heidelberg bin.

Die hat gleich drei Vorteile: erstens, vergesse ich so gute Ideen für schriftliche Betrachtungen nicht; zweiten, habe ich durch die "öffentliche" Ankündigung einen selbstdisziplinierenden Effekt und kann meine Schreibpläne aufgrund von Faulheit nicht dann doch verwerfen; drittens, kann ich vielleicht so etwas Spannung und Neugier bei meiner Leserschaft streuen.

Also, ich habe vor, im Zeitraum zwischen dem 28.08. und dem 02.09. zu schreiben über:
  • ein paar Überlegungen zur russischen Politik (Stichworte: Opposition und Westen, Platten für die Bürgersteige, wieso Pussy Riot eine Ausnahme darstellen)
  • russischer Patriotismus (und wieso er mE das Gegenteil von russischem Nationalismus ist, Bezüge zum 19. Jh)
  • Natur (und wieso Umweltschutz sie manchmal auch hässlicher macht)
  • das Phänomen КИНО
  • Stadtleben (und wieso Heidelberg für mich keine Stadt ist)

Mittwoch, 15. August 2012

Bloggen aus Russland

Da fährt man nach Russland.
Und denkt sich:
a) dass man da ja ganz viele spannende Sachen erleben und faszinierende Erkenntnisse (da endlich mit dem notwendigen Abstand vom Alltag versehen) haben wird und dass man darüber ja wunderbare lange Blog-Posts schreiben und die Leser erfreuen kann
und
b) dass man ja nicht so lange da ist (2,5 Wochen) und man deshalb in dieser Zeit auch möglichst viel unternehmen soll, da man auch daheim in Heidelberg auf dem Sofa sitzen kann.

Das Doofe ist: ein konsequentes Ausführen von b) macht einen zu müde, um a) nachzukommen. Ein Ausbleiben von b) erfüllt einen wiederum mit so viel Frust, dass man gar nicht weiß, worüber man bloggen soll.

Dabei hätte ich - als "Betroffene" - sehr viel über Russland zu erzählen. Und wie es sich in den letzten Jahren entwickelt hat. Und wo die kleinen, aber feinen Unterschiede zu Deutschland liegen.
Aber - aktuell zu müde, zu viele Eindrücke, zu viele Widersprüchlichkeiten im Kopf.

Ich mache etwas radikal Subversives. Ich packe den Rechner weg und hole eine russische Sci-Fi-Literaturzeitschrift (ja, so etwas gibt es) raus und lese sie.
So long, suckers!

(Und werde dann nach Ende des Aufenthaltes hier versuchen, einige Impressionen in halbwegs hübsche Worte zu packen und hier einsehbar zu machen.)

Sonntag, 5. August 2012

Home, sweet home

Zwischen zwei Nachtdiensten daheim sein, führt zu seltsamen Erkenntnissen.

Home is:
wo es nicht nach Sondenkost stinkt
wo man nicht jeden hereinkommenden nach Allergien, Medikamenten und Vorerkrankungen fragen mus
wo es nicht das Bimmeln der Klingel, sondern das Blinken des ICQ-Fensters ist, das einem Aufmerksamkeit abverlangt
wo der Kühlschrank zwar nicht vor Eis, Vanille-Pudding und kleinen Marmelade-Döschen überquillt, dafür aber auch noch andere Lebensmittel enthält
wo das Kochen von Kaffee nicht zwingend großindustrielle Maßstäbe einnimmt

to be continued

Freitag, 3. August 2012

Kontext

Um den intendierten Sinn einer Aussage zu verstehen, sollte man sie in ihrem Kontext betrachten.
Natürlich kann man eine Aussage ihrem Kontext entreißen und ihr dadurch einen einen gänzlich neuen Sinn geben. Das steht jedem und bei jeder Aussage frei. Aber dann sollte man nicht diesen neuen Sinn, den man der herausgerissenen und isolierten Aussage durch seine Interpretation zuschreibt, dem Urheber in den Mund legen. Denn dieser hat die Aussage ja nicht ohne Grund in einen Kontext eingebettet.

Verdeutlichen wir dies an einem bewusst sehr simplen Beispiel.
Ich sage: "Alle Menschen, die behaupten, dass Hitler ein tolles Staatsoberhaupt gewesen wäre, haben sich nicht ausreichend mit der Geschichte des 3. Reiches befasst."
Würde man jetzt einen Bruchteil dieser Aussage dem Kontext entreißen, könnte man mir ein "Hitler war ein tolles Staatsoberhaupt" in den Mund legen. Dabei habe ich das genaue Gegenteil davon behauptet.

Und dieses Prinzip lässt sich auch auf dezentere Uminterpretationen bei fehlender Berücksichtigung des Kontextes anwenden.
Mal im Ernst, gerade in Bereichen wie der Politik, Philosophie und Soziologie lassen sich so große Missverständnisse vermeiden.

Sexismus

Manchmal wundert mich meine Einstellung, nein, viel mehr meine Wahrnehmung von Sexismus.
Als Welde Werbung mit einer nackten, in einer lasziven Pose verdrehten Frau (die mit ihren Kurven wohl an die Gestaltung der daneben abgebildeten Flasche erinnern sollte) machte¹, fand ich das gewissermaßen in Ordnung und habe mich nicht daran gestört.
Als Welde jetzt im Rahmen einer Werbeaktion, extra rosa Bierkästen, die sich auch "als Handtasche" tragen lasen, für Frauen herstellt², war und bin ich empört und habe beschlossen, Welde zu boykottieren (auch wenn mir das Bier schmeckt).

Die Darstellung einer Frau als Sex- oder zumindest Lustobjekt finde ich also (unterschwellig) akzeptabel, das Festigen von Genderklischees löst in mir Wut aus. Dabei ist doch beides (weibliche Nacktheit in Werbung und "Frauen mögen rosa. Und Handtaschen. Und Schuhe"-Sprüche und -Denke) in unserer Gesellschaft gleich verbreitet. Und beides wird in feministischen Kreisen gleichermaßen angegriffen.
Wieso also dieser Unterschied in meiner Auffassung?
Strange.
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Quellen:
[1]: http://www.welde.de/werbemittel/screensaver/weldeWallpaper_D_1280.jpg
[2]: http://www.morgenweb.de/region/schwetzinger-zeitung-hockenheimer-tageszeitung/plankstadt/was-frauen-wollen-und-manner-mogen-1.666384

Sonntag, 29. Juli 2012

Impressionen

Ein kühler Wind, der einem die Haarsträhnen aus dem Gesicht bläst, aber nach warmer Sommerluft riecht. Die melodischen Klänge von Wolfsheim im Ohr, Heppner singt sein zerbrechliches Versprechen: "We'll discover what will make us free". Und ich glaube ihm.

Es ist diese letzte Stunde vor Sonnenuntergang. Es ist klar, dass schon bald der Horizont sich rot färben wird und einen die schmerzliche Melancholie eines verfrühten Spätsommerabends durchfluten wird. Dass auch bald schon die surreale Dunkelheit, die man ohne begleitende Kälte nicht ernst nehmen kann und einen nur noch weiter wach hält, sich herabsenken wird.
Aber noch ist es nicht so weit. Noch ist das Licht präsenter als zur Mittagszeit, sehr flüssig. Verfängt sich golden in den Ästen, spielt mit den Blättern. Spiegelt sich im Wasser und bittet den Fluss, stehen zu bleiben.

Beine, die von selbst laufen. Boden, der schon auf die Schritte wartet. Lungen, die mehr als nur Luft einatmen.
Ewigkeit und Vergänglichkeit verschmelzen unbemerkt.

"When time stands still...
A moment lasts... Approaching lightspeed"

Kommunikationskultur

Ich finde es interessant. Die Konventionen unserer Gesellschaft bzw. - um es mal auf den Teil, wo ich mich am meisten bewege und deshalb am bestens auskenne - meiner Peer-Group (20-30 Jahre alt, akademischer Dunstkreis, tendentiell linksliberal) begünstigen passiv-aggressives Verhalten in Streitigkeiten.

Donnerstag, 26. Juli 2012

Hitze

Ich gebe es ja zu, es war wohl nicht die beste meiner Ideen, heute in der 11-Uhr-Hitze meine 9km-Runde rennen zu gehen.
Ich kann ja verstehen, weshalb man schwitzt und weshalb die Hitze durch eine Mehrdurchblutung der Haut nach außen abgeleitet wird (mit anderen Worten: weshalb man danach klitschnass ist und eine Tomate zum Kopf hat). Aber wieso ist Rennen bei 30°C so viel anstrengender als dieselbe Strecke im selben Tempo bei, sagen wir mal, 10°C? So viel Energie kann der Betrieb von ein paar Schweißdrüsen ja nicht kosten.
Und ja, mir ist komplett klar, dass gerade ich als Medizinstudentin das wissen sollte.

Some things

Manchmal frage ich mich. Und dann frage ich mich, weshalb ich mich frage. Und was ich davon hätte, eine Antwort zu haben. Also - außer einer Antwort. Und ob ich von dieser etwas hätte, bleibt fraglich.

Im Alltag gelesen (Teil 2)

Ich glaube, nur in Deutschland findet man eine so hohe Dichte passiv-aggressiver Mitteilungen an Haustüren, Einfahrten und Briefkästen.

Natürlich, man kann ein "Bitte keine Werbung"-Schild an den Briefkasten kleben. Aber das ist doch langweilig, wenn man stattdessen ein komplett bedrucktes DIN A4-Blatt aufhängen kann, auf dem etwas blumiger draufsteht, dass man keine Werbung erhalten möchte: "Keine Werbung, also GAR keine! Und auch keine kostenlosen Zeitungen. Und auch nicht die Wochenendausgabe der RNZ. Hören Sie einfach auf meinen Briefkasten zuzumüllen. Ich weiß, dass sie sich an die "Keine Werbung"-Schilder halten müssen!" usw.
(Analog dann auch bei "Einfahrt bitte freihalten" und "Zeitung So-und-so gehört Fam. Schmidt, sich bitte nicht daran bedienen".)

Als Postbote würde ich vermutlich ganz gezielt in solche Briefkästen Werbung reinlegen, während ich die mit einem schlichten "Keine Werbung (bitte)"-Schild verschonen würde. Einfach weil.

Im Alltag gelesen (Teil 1)

Ich lese gerne Graffiti. Manchmal sind das echte Perlen darunter. Manchmal sind sie einfach nur schön kryptisch und ich habe etwas zu rätseln. Und manchmal sind die Sprüche nicht sonderlich originell - haben aber durch die Kombination von Ort und Text einen besonderen Witz.

Ich sage nur:
"Macht kaputt, was euch kaputt macht" - an der Wand einer Suchtklinik.

Freitag, 20. Juli 2012

Pawlows Katze

So lernresistent kann doch kein einziges Wirbeltier sein.

Ich glaube, die Katze hat schon längst verstanden, dass sie nicht auf die Tische darf. Und dass ich dann immer ankomme und sie im hohen Bogen runterwerfe.

Meine Vermutung ist, dass es ihr einfach Spaß macht, durch die Luft zu fliegen.

Donnerstag, 19. Juli 2012

Diskussionskultur

Eine sehr fiese Masche - finde ich - ist es, in einer Diskussion seine Meinungen oder Argumente mit "Man wird doch wohl noch sagen dürfen, dass" einzuleiten. Es gibt gibt da noch die verschärfte Variante, wo "sagen" durch "der Meinung sein" oder gar durch "denken" ersetzt wird.

Mittwoch, 18. Juli 2012

Arbeitswelt

Manchmal ärgere ich mich wirklich, dass ich Medizin studiere.
Würde ich jetzt wieder frisch nach dem Abitur dastehen, würde ich Soziale Arbeit oder Sozialpädagogik studieren.
So viel multidimensionaler und fachübergreifender, mit viel direkterem Kontakt zu dem Menschen. Und auch schlichtweg - viel nettere Kollegen (von meiner Erfahrung her) und nicht so strikt hierarchische Strukturen.

Aber jetzt - nach deutlich mehr als der Hälfte des Studiums - werde ich Medizin auch garantiert nicht hinschmeißen.
Verdammt. Man sollte sich nicht anhand seiner Schulzeit einreden, man wolle nicht mit Menschen zusammenarbeiten, nur um anderthalb Jahre später das komplette Gegenteil davon festzustellen.

So faszinierend Gebiete wie Teilchenphysik und Molekulargenetik sein mögen, für mich bleibt der Mensch ("als solcher"), ob seiner Komplexität, v.a. wenn man ihn eingebunden in sein soziales Gefüge betrachtet, die spannendste Materie.
Und Umgang mit Menschen, auch wenn sie Patienten/Klienten sind, hat dann auch etwas von Schlittschuh-Laufen oder Tanzen: man weiß oft gänzlich intuitiv, was man macht. Und gerade diese Intuitivität von komplexen Abläufen hat einen ganz besonderen Reiz.

Samstag, 14. Juli 2012

Culteum

Jetzt wohne ich bald schon vier Jahre hier in der Region und war noch kein einziges Mal in Karlsruhe bei einer schwarzen Tanzveranstaltung. Das soll sich heute Abend ändern.

Freitag, 13. Juli 2012

"Wie kann ich gerecht sein,

... wenn ich nicht rächen kann. [...] Denn den finsteren Onkel, der das Verbrechen begangen hat, gibt es nicht mehr."

Zeilen aus der Aufführung HAMLET von der Performance-Gruppe Rampig. Ich komme gerade von der Premiere und bin beeindruckt.

Mittwoch, 11. Juli 2012

Werbung

Heute einen Artikel zum Thema der Wahlkampffinanzierung in den USA gelesen. Und war wütend.
 Und nein, mir geht es hier nicht darum, dass eine politische Kultur, in der der Ausgang einer Wahl maßgeblich davon bestimmt wird, wer die reicheren Sponsoren hat, keine ehrliche und fähige Regierung hervorbringen kann.

Noch viel grundlegender - man stelle sich einfach mal alle Personal- und Materialkosten, eben alle Ausgaben vor, die für Werbung getätigt werden. Und nicht nur Wahlkampfwerbung, auch Produktwerbung. Millionen Geldeinheiten, die von Unternehmen ausgegeben werden. In Summe Milliarden.
Und wozu? Um den Umsatz zu steigern. Was zum Großteil im Klartext heißt: eine Nachfrage künstlich generieren oder der Konkurrenz Kunden wegschnappen, nicht weil man durch bessere Qualität überzeugen kann, sondern weil man in den Köpfen der Menschen Assoziationen zwischen bunten Schriftzügen, glücklich grinsenden blonden Familien oder Bikini-Models und dem eigenen Produkt herstellen kann.

Würden, sagen wir mal, alle Fruchtsaft-Hersteller sich darauf einigen können, keine Ausgaben mehr für Werbung zu tätigen, wie viel günstiger könnten sie die Produkte (bei gleichbleibender Qualität) anbieten?

Und besonders lächerlich ist das Konzept von Werbung, wenn die Konkurrenz nur scheinbar vorhanden ist. Als prägnantestes Beispiel fallen mir dazu die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) ein. Es kann der AOK doch egal sein, ob sie der Techniker Krankenkasse oder der BKK ein paar Versicherte abwerben kann - durch den Finanzausgleich zwischen den gesetzlichen Krankenkassen fließen alle Einnahmen der GKV sowieso in einen "gemeinsamen Topf", aus dem auch alle Ausgaben aller GKV getätigt werden. Aber dennoch wollen mich an Straßenbahnhaltestellen und am Straßenrand vitale junge Menschen (die so schmierig grinsen, dass es ein Wunder ist, dass sie nicht längst vom Plakat geglitten sind) und bunte Buchstaben dazu überreden, zur AOK zu wechseln. Und dann bekomme ich mit, wie im Krankenhaus Stellen gestrichen werden und Patienten bloß keinen Tag zu lange auf Station bleiben dürfen.

Das mag jetzt weit hergeholt klingen, ist es vielleicht auch.
Aber ich sehe keinen gesellschaftlichen Mehrwert in großen, teuren Werbekampagnen.
Wo ich es wiederum anders sehe, ist bei Kampagnen, die der Aufklärung und Information der Bevölkerung dienen.

Was so im Labor rumsteht

Manchmal faszinieren mich meine Kollegen am Institut, wo ich meine Doktorarbeit mache. Und bei manchen Sachen würde ich gerne den Kontext wissen.
Über den internen Mailverteiler kam gestern die Frage: "Wer hat die Langlaufski im Suchtforschungslabor abgestellt und wem gehören sie?"

Narben

Teil 1 
Manchmal finde ich das Verhalten von Menschen reichlich unreflektiert.

Samstag, 7. Juli 2012

Blut sehen

Manchmal verwundere ich mich selbst.
Ich habe schon in der Notaufnahme gearbeitet und bei Operationen zugesehen und assistiert. Die Gesamtmenge an Blut, die ich Patienten abgenommen habe, beträgt sicher schon mehrere Liter.
Aber wenn ich die Beschreibung einer Folterszene lese, bei der dem Protagonisten die Nase gebrochen wird, wird mir von den Ausführungen zu seinem Nasenbluten schwummrig und mein Kreislauf verabschiedet sich endgültig.

Freitag, 6. Juli 2012

Lyrik, die Zweite


Ein etwas aktuellerer Text:

Ich bin mal wieder etwas Urheber


Da ich lange nichts Schreiberisches von mir hier gepostet habe, gibt es jetzt mal wieder etwas.
Diese Einheit Lyrik (das Wort "Gedicht" widerstrebt mir manchmal) entstand vor ziemlich genau zwei Jahren und ist einer meiner persönlichsten Texte.
Und da ich mich mal wieder als Kanzerogen fühle, habe ich mich an seine Existenz erinnert.

Mittwoch, 4. Juli 2012

Some faith in humanity has been restored

Ich sitze gestern Abend/Nacht auf einer Brücke (Schotterweg über eine Bahntrasse), höre Musik, schreibe und rauche.
Hinter mir läuft telephonierenderweise ein Kerl vorbei. Typus Checker.

Montag, 2. Juli 2012

Sinnfragen sinnlos

Da hat Gianni Vattimo einige sehr wahre Worte gesprochen:
"Nach dem Ende der großen Erzählungen über Sinn des Lebens und Ziel der Geschichte besteht die Funktion der Philosophie nicht mehr darin, den Menschen zu zeigen, wohin sie unterwegs sind, sondern wie man unter der Bedingung lebt, nirgendwohin unterwegs zu sein."
(raubmordkopiert von http://www.freitag.de/autoren/der-freitag/immer-schon-busy)

Heute ist mal wieder so ein Tag, an dem ich die transzendentale Obdachlosigkeit nicht als befreiend, sonder als bedrückend erlebe.

Sonntag, 1. Juli 2012

Begegnungen

Man würde meinen, dass wenn man einen Menschen in einer Nische ca. 6 Meter über dem Boden unter einer Brücke sitzen und Musik hören sieht, man sich denken kann, dass dieser Mensch gerade alleine gelassen werden möchte.
Aber nein, stattdessen bekam ich heute die wohl schlechteste Anmache meines Lebens.
"Soll ich hochkommen?"
Ich: "Äh, nee, lass mal."
"Hast du 'nen Becher? Ich hab' nämlich eine Flasche Mineralwasser."

Manche Abende

Erst Poetry Slam gucken und das letzte Stückchen Vertrauen darin verlieren, in meiner Generation noch literarische (oder anderweitige) Gleichgesinnte zu finden.

Dann der apokalyptischen Gewittersymphonie lauschen, die Lichteffekte genießen und den Regen einen Wasserfilm auf meiner Haut bilden lassen. Und das Spektakel dirigieren.

Samstag, 30. Juni 2012

Lernziele

Was ich in der Woche Praktikum in einer Hausarztpraxis gelernt habe:
  • ich möchte nicht und nimmer nie im ländlichen Raum wohnen und/oder arbeiten
  • ich möchte mich nicht niederlassen und eine eigene Praxis führen
  • ich möchte vor allem keine Hausarztpraxis führen
  • Allgemeinmedizin hat viel mit Placebos und Patienten zum Abwarten und viel Trinken anraten zu tun
  • deutsche Patienten somatisieren (= erleben psychische Probleme als körperliche Symptome) anscheinend alle nur in Rückenschmerzen
  • fast alle Menschen haben Rückenschmerzen und viele sind darüber sehr wehleidig
  • ab 75 haben fast alle unheimliche Probleme beim Laufen und sind herzkrank
  • ich möchte allerspätestens mit 80 Suizid begehen
  • ich kann Esoterik nichts abgewinnen
  • Esoterik kommt bei Patienten im ländlichen Raum sehr gut an
  • bei esoterischen Ärzten gibt es große Vorbehalte gegenüber der Psychiatrie
  • ich kann gut Blut abnehmen
  • ich kann nicht gut Blut abnehmen, wenn mir dabei jemand über die Schulter guckt und mein Vorgehen kritisiert
  • es reicht aus, unkonventionell auszusehen und sich nicht für Fußball zu interessieren, um als sozialinkompetent eingestuft (und entsprechend benotet) zu werden
  • Hausärzte halten sich bei weitem nicht immer an Sicherheitsvorschriften bei Medikamentengabe (spritzen z.B. ein Schmerzmittel in den Muskel, das man eigentlich nur als Tablette geben darf, weil bereits mehrere Menschen nach einer Injektion des Mittels gestorben sind), mit der Begründung: "Das habe ich immer so gemacht und es hilft den Patienten gut. Und mir ist bisher nichts passiert."
  • nur weil ein Arzt einem Patienten gegenüber höflich ist, heißt es nicht, dass er nicht hinter dem Rücken des Patienten auf üble Art und Weise über ihn ablästert
  • man kann als Hausarzt einen fetten BMW fahren und sich dennoch darüber beklagen, dass die Krankenkassen die Ärzte zu schlecht bezahlen
  • habe ich schon erwähnt, dass ich mit Esoterik und Esoterikern nicht zurecht komme?
Was ich in der Woche hätte lernen sollen:
  • Allgemeinmedizin ist total spannend und anspruchsvoll
  • ich möchte unbedingt Hausarzt auf dem Land werden

Dienstag, 26. Juni 2012

Zusammen alt werden

Eine sehr beliebte romantische Vorstellung ist die des gemeinsamen Alterns eines Paares.
Es ist auch in meinen Augen ein durchaus schönes Konzept - schließlich ist es etwas sehr Wertvolles, wenn man einen Menschen, obwohl man ihn schon Jahre bis Jahrzehnte kennt, immer noch ausstehen kann, geschweige denn, wenn man immer noch eine Zuneigung für ihn emfpindet. Und gemeinsame Erfahrungen, die zwei Menschen gesammelt haben, können ihre Beziehung auch durchaus bereichern.
Das alles streite ich gar nicht ab.
Allerdings glaube ich, dass sehr viele Menschen einen sehr verklärten Blick auf den Lebensetwurf "zusammen alt werden" haben.

Sprache

Es gibt eine neurologische Ausfallerscheinung, die meistens Folge eines Schlaganfalls ist (im Sinne, dass der Schlaganfall der häufigste Grund für dieses Symptom ist; glücklicherweise führen bei weitem nicht alle Schlaganfälle dazu) ist die sogenannte Broca-Aphasie.
Eine Aphasie ist eine Sprachstörung, sprich: ein Problem in dem kognitiven Umgang mit dem Medium Sprache (im Gegensatz zu einer Sprechstörung, wo der mechanische Sprechakt gestört ist). Bei der Broca-Aphasie ist das Sprachverständnis nicht beeinträchtigt, lediglich die Sprachproduktion macht den Betroffenen Probleme. In ganz leichten Fällen äußert sich das durch Wortfindungsstörungen oder durch einen sehr abgehackten und agrammatikalischen "Telegrammstil". In sehr schweren Fällen können die Patienten nur noch einzelne Silben oder nur noch einen einzigen Laut repetitiv von sich geben. Im vollen Bewusstsein dessen, dass das, was ihren Mund verlässt, nicht dem entspricht, was sie ausdrücken wollen. Dass ihr Umfeld sie nicht versteht.
Warum schreibe ich das? Weil ich heute einen Patienten gesehen habe, der aufgrund einer Broca-Aphasie nach einem Schlaganfall nur noch drei Worte sagen konnte (aus Datenschutzgründen spezifiziere ich sie hier nicht, es waren aber drei kontextlose Substantive aus dem Alltagswortschatz). Nur noch drei Worte, mit denen sich der ansonsten geistig komplett klare Mann nun über Jahre, wenn nicht Jahrzehnte hinweg mit seinem Umfeld verständigen kann.
Wählt drei zufällige Wörter und stellt euch vor, ihr müsstet nun den Rest eures Lebens mit ihnen auskommen. Tisch-Decke-Apfel. Tisch-Decke? Tisch-Tisch-Tisch!
Und allein bei diesem Gedankenexperiment, bekomme ich das Gefühl, an meiner Sprachlosigkeit zu ersticken.

Montag, 25. Juni 2012

Wortstörungsfindungen

Ich brauchte gerade 3 Anläufe, bevor mir das Wort "substantiviert" eingefallen ist.

Ich merke, von 06:30 bis 20:00 in Sachen Praktikum unterwegs sein, tut meinen kognitiven Fähigkeiten nicht gut.

Morgengrauen

Auf eine ganz besondere Art und Weise mag ich es sogar manchmal, früh aufstehen zu müssen. Die Welt erscheint noch ein kleines Stückchen weniger real, alle Menschen, die sich auf dem Bahnsteig herumdrücken, wirken wie eine eingeschworene Gemeinschaft. Und die Stadt scheint noch ein kleines Stückchen mehr, nur mir zu gehören.

Freitag, 22. Juni 2012

Was es heißt, Russisch zu sein

Gestern spielte sich in Frankfurt eine Szene ab. Ich versuche mal, diese hier unkommentiert wiederzugeben.
Nur so viel an Rahmenbemerkung: im Russischen gibt es die Redewendung "als hätte man einem in die Seele/ins Gemüt gespuckt". Sie trifft ziemlich oft zu.

Mittwoch, 20. Juni 2012

"Ah, du studierst also Medizin?"

Wenn man auf einer Party oder einem sonstigen social gathering neue Menschen trifft und mit ihnen ins Gespräch kommt, stellt man sich auch irgendwann gegenseitig die Frage, was man beruflich macht bzw. unter Studenten - was man studiert.
Wenn ich daraufhin "Humanmedizin" nuschel, fallen die Reaktionen oft sehr einheitlich aus.

Montag, 18. Juni 2012

Davonlaufen

Manches an Unmenschlichkeit, das man miterlebt und nicht verhindern kann, hinterlässt ein Gefühl der Hilflosigkeit, der Schuld und der blinden, ventillosen Wut, das man auch nicht wegbekommt, wenn man sich die Lunge aus dem Leib rennt.

Aber ansonsten mag ich es, direkt nach dem Nachtdient Laufen zu gehen. Alles wirkt sehr surreal und raumzeitlos.

Sonntag, 17. Juni 2012

Seelenwinter

Winter, so unsagbar Winter.
Danke an Adversus fürs Worte-Geben.

Wasserschlacht

Katze-Waschen gestaltete sich weniger anstrengend, als ich gedacht hätte.
Jetzt sitzt sie im Regal und trocknet.

Radio

Ich verstehe ja, Musik hält wach. Und lässt die Zeit schneller vergehen.
Wenn es denn gute ist.

Schlechte Musik um zwei Uhr nachts grenzt schon hart an psychische Folter. Die Zeit zieht sich wie Kaugummi. Und mein Aggressionspotenzial steigt mit jedem Lied. Die Moderatoren mit ihren pseudo-witzigen Beiträgen geben mir noch den letzten Rest.
Nein, es interessiert mich kein bisschen, dass Lambada 1989 noch als sehr schmutziger Tanz galt! Ich weiß nur, dass mir diese Melodie zum Hals heraushängt.

Lang leben die Raucherpausen und der mp3-Player!

Freitag, 15. Juni 2012

"But some of the guys want to take photographs."

 Eine Szene, die mich auch nach mehrfachen Wiederholungen immer noch zum Lachen bringt.

Sonnenbrand

Sonnenbrand ist schon etwas sehr Erniedrigendes. Vor allem für mich als dreifaches Kellerkind.

Donnerstag, 14. Juni 2012

Die wichtigen Fragen des Lebens

Neulich hatte ich am Heidelberger Hauptbahnhof noch etwas Zeit und beschloss daher, im dortigen Zeitschriftengeschäft etwas zu stöbern (da man dort manchmal sehr gute Literaturzeitschriften finden kann).

Und hatte auf einmal ein Heft mit dem vielversprechenden Titel "Philosophie Magazin" in der Hand. Und dachte mir: "Schön, da versucht man Menschen philosophische Fragestellungen und Theorien abseits von - teilweise doch sehr schwer verdaulichen - Fachtexten nahe zu bringen."

Und dann las ich in der Inhaltsangabe folgenden Artikeltitel:
"Brauchen wir Bubble Tea?"

(Und bevor ihr euch fragt: der Titel ist keine Metapher und auch kein Aufhänger für Konsumkritik, der Artikel beschäftigt sich tatsächlich 2 Seiten lang mit diesem Produkt.)

Mittwoch, 13. Juni 2012

EM und Patriotismus

Die EM kotzt mich an.

Und um nicht hundert Mal erklären zu müssen wieso, schreibe ich es einmal hin.

Dienstag, 12. Juni 2012

Suchbegriffe

Jemand ist über den Suchbegriff "was macht man gegen verwirrte gedanken" auf meinen Blog gestolpert.
Tja, wenn ich das bloß wüsste, anonymer Besucher.

Kennzeichen der modernen Gesellschaft. Not.

"Glücksucht"?
Seriously, "Glücksucht"?
Das nennt sich Leben, Herr Gauck.

Aber vergessen Sie in der nächsten Stellungnahme bitte nicht die Atem-Sucht, die Ess-Sucht und die fehlende Opferbereitschaft zu Verdursten.

Montag, 11. Juni 2012

Lebenselixier

Es gibt manche Sachen, die verstehe ich nicht.
Eine davon ist entkoffeinierter Kaffee.

Vermissen

Vermissen ist ein seltsames Gefühl.
Gänzlich irrational und besonders quälend.
Und kippt viel zu gerne in trotzigen Stolz um.

Samstag, 9. Juni 2012

Psychopharmaka

Die Idee für diesen Blogpost trage ich schon eine Weile mit mir herum.
Und zwar möchte ich auf einige Aussagen eingehen, die man sehr häufig in Zusammenhang zu Psychopharmaka bzw. zur medikamentösen Therapie psychischer Krankheiten hört.
Und damit meine ich nicht das platte und unsensible "Boah, diese ganze Psychos sind doch eh alles nur Weicheier/Simulanten/Spinner"-Gehabe, das man von manchen Menschen hört.
Die Kommentare, die ich meine, kommen meistens von gebildeten und komplex strukturierten Menschen, die sich auch sonst durch Toleranz und Verständnis für Menschen mit psychiatrischen Diagnosen haben.

Freitag, 8. Juni 2012

Lesung

Ich drücke es mal in einem Haiku aus.

Schlechte Lyrik schmeckt
nach altem Kaugummi und
billigem Parfüm.

Und die Haiku-Form dient parodistischen Zwecken.

Meine Fresse, warum?
Bin ich der einzige Mensch, der nicht versteht, wie man Literatur mit abgestandenen Metaphern, geheuchelter Betroffenheit und gekünstelt-verträumten Verliebtheits-Beschreibungen toll finden kann?

Mittwoch, 6. Juni 2012

Warum ich gegen jegliche Quote bin

Neulich kochte in der Piratenpartei mal wieder die Quotendiskussion auf, am konkreten Beispiel der Frauenquote. Ich habe meine Meinung dazu einigen auch schon dargestellt, wollte sie aber auch mal auf einer abstrakteren Ebene und für alle nachschlagbar festhalten.

Lesekreis

Dank einem Hinweis von C. nehme ich nun seit letzter Woche an einem Lesekreis teil, wo sich einige Studenten mit dem Hauptwerk von Nagarjuna "Die Lehre von der Mitte", einer buddhistisch-philosophischen Schrift, in der es vor allem auch um die Frage nach dem Nichts geht, beschäftigen. Einerseits bin ich in dem Zusammenhang mal wieder sehr von den Grundideen des Buddhismus und auch konkret von der Auslegung durch Nagarjuna begeistert. Andererseits bin ich nicht minder angetan von dem Konzept des "Lesekreises als solchen". Die Möglichkeit, sich in regelmäßigen Abständen mit anderen über den Text zu unterhalten, Fragen und Unsicherheiten zu klären, verschiedene Interpretationen auszudiskutieren, eröffnet einem doch ein viel weiteres Textverständnis.

Und das ist dann auch ein Punkt, an dem ich mich sehr ärgere, ein naturwissenschaftliches Fach - und dazu dann noch eins mit sehr viel Praxisbezug - zu studieren. Das Verständnis von wissenschaftlichem Arbeiten und Erkenntnis in der Medizin mag zwar den Anforderungen von klinischer Forschung gerecht werden, bietet mir aber doch zu wenig kognitiven Auslauf.

Melancholia

Nachdem ich zwei Versuche gemacht hatte, Melancholia im Kino zu sehen (der erste scheiterte daran, dass ich krank wurde, der zweite daran, dass alle Plätze schon 20 Minuten vor Beginn des Films ausverkauft waren), habe ich ihn mir nun auf DVD *hust* angesehen.

Der Film ist... intensiv. Es ist auch einer der wenigen Filme, bei denen mich bombastische Szenen (und musikalische Untermalung mit Wagner macht alles automatisch bombastisch) nicht stören, weil sie nicht übertrieben pathetisch oder effektheischerisch wirken, sondern notwendig erscheinen.
Vor allem den ersten Teil des Films finde ich fabelhaft: die Darstellung von Depression, die sich so ganz und gar nicht mit dem, was man aus anderen Filmen und Medien zu diesem Thema kennt, decken will, aber den Nagel doch so auch den Kopf trifft.
Was die weiteren Teile betrifft, so stellen sie vor allem eine erschreckend nüchterne Analyse der Stadien der Verzweiflung dar. Und das Tolle ist: der Weltuntergang in diesem Film, lässt sich eigentlich durch jedes erdenkbare Ereignis (nicht einmal zwingend negativ) im Leben eines Menschen ersetzen und es ergibt immer noch Sinn.

Was ich auch sehr interessant fand, war es diesen Film mit "Antichrist" zu vergleichen. Denn auch da nähert sich Lars von Trier der Thematik von Depression und analysiert menschliches Verhalten noch viel offensichtlicher in Stufen eines Verarbeitungsprozesses. Aber dies geschieht in beiden Filmen mit einem jeweils so unterschiedlichen Schwerpunkt, dass es nicht im Geringsten abwechslungslos wirkt.

Allerdings bin ich schon sehr auf von Triers nächsten Film gespannt. Denn ich muss gestehen, ich fände es schade, hätte auch dieser die Depression als Kernthema. Das hätte dann schon etwas von einem thematischen Festgefahren-Sein, Lars von Trier nur noch als "der Regisseur, der seine Depressionen auf die Leinwand kotzt".

Obwohl man sich da auch die Frage stellen kann, inwiefern eine eher einseitige inhaltlische Ausrichtung zwingend etwas Negatives sein muss. Monothemathische Autoren, Bands, Regisseure können schließlich auch große Kunst entstehen lassen. Und man könnte sogar ketzerisch die Frage stellen, inwiefern nicht die meisten großen Literaten in ihren berühmten Werken sich sehr stark auf ein Thema oder eine zentrale Fragestellung konzentrierten. Aber das ist eher Stoff für ein Gespräch, denn für einen Blogeintrag.

Welt-Grufti-Treffen

Ich nutze mal die Tatsache, dass sich mein Nachtdienst ruhig gestaltet(*touch wood*), und erzähle vom WGT. Weil es vieles zu erzählen gibt, mache ich es in semi-stichpunktartiger Form.

Bands
Einerseits gab es die, die ich schon vor dem WGT kannte, auf die ich mich wie ein kleines Kind gefreut hatte und die meine Vorfreude auch nicht im Geringsten enttäuscht haben. Diese wären:
  • Henke (sprachlich und in der Bühnenpräsenz unheimlich intensiv)
  • Fliehende Stürme (wunderbar ungesprächig ^^)
  • Adversus (die wunderbar ernste Musik machten, sich selbst aber nicht zu ernst nahmen - und Rosendorn auch den Raum ließen, Kurzgeschichten-Exzerpte vorzutragen)
  • Heppner (ja, etwas sentimentale Musik, aber ich stehe dazu)
  • Arkona (fallen hier etwas aus der Reihe, sind aber (v.a. die Sängerin) abgegangen und haben das Publikum mit dieser Energie angesteckt)
Andererseits - und das ist das Tolle am WGT und auch am Konzept des Pfingstbotens (das Programmheft, äh -buch, wo es zu jeder Band auch eine Beschreibung gibt) - habe ich auch dieses Jahr ein paar Bands für mich entdecken können, die ich vorher entweder nicht kannte (weil sie recht klein und unbekannt sind) oder für die ich mich bisher nicht interessiert hatte. Dazu zählen:
  • Traumtänzer (angenehme Musik, auch wenn die Texte teilweise recht unoriginell ausfallen)
  • Rhombus (toller Goth Rock aus England - sehr zu empfehlen!)
  • Genetiks (eine Mischung aus Wave und Hardcore, machten sich als "Vorband" zu den Fliehenden Stürmen sehr gut)
  • The House of Usher (wieder einmal Goth Rock, aber melancholischer als Rhombus oder auch Sisters of Mercy; höre mich gerade durch die Diskographie)
  • Qntal (die ich bisher komplett unterschätzt hatte; kamen im Centraltheater wunderschön zur Geltung)
Aber das WGT wäre nicht das WGT (sondern ein generisches Festival), gäbe es nur Konzerte und kein
Rahmenprogramm
Da gibt es als Höhepunkte zu nennen:
  •  Ausstellung zweier Künstler im Werk II - der eine Graphiker, mit sehr symbolträchtigen Bildern im Graphic novel-Stil, der andere stellte zahlreiche stark ins Bizarre gehende Plastiken aus Metall in allen denkbaren Formen aus
  • Ausstellung von Stasi-Unterlagen zur Grufti-Szene in der DDR (allein wegen der Schreibweisen: "Gruftys", "Krufties" und "Goortiks" (sic!) sehenswert), wo auch ausschnittsweise der auch ansonsten sehr sehenswerte Defa-Film "Unsere Kinder" gezeigt wurde
  • Stummfilm "Berlin - Sinfonie einer Großstadt", der in Bildgewalt und dem Arbeiten mit Symbolik die meisten heutigen Filme übertrifft, stilecht mit musikalischer Untermalung
  • Vortrag "Genderrollen und Ästhetik in der Heavy Metal Szene" mit anschließender Diskussion. Der Vortrag war spannend, die Diskussionsbeiträge gingen in ihrer Qualität von "oh, eine interessante Sichtweise, muss ich mir noch durch den Kopf gehen lassen" zu "nicht im Ernst, oder?" (Stichwort: "als Frau will man ja einen männlichen Mann, also einen, der eine Waschmaschine reparieren kann")
  • und natürlich: Benecke, der mal wieder durch seine quirlig-ADHSige Art einfach grandios war und nebst dem Darstellen eines wirklich spannenden Kriminalfalls noch Exkurse zu Themen wie "Gerechtigkeitsglaube" hinlegte
Ansonsten - was auch zu jedem Festival dazugehört - Zeltplatz-Rumhängen, Rumalbern (z.B. die Texte aus billigen Tittenheften vorlesen: "die gelbe Frucht ist echt eine Wucht"), Grillen, gute Gespräche führen.

Kam auch dementsprechend so erholt und mit so vielen Schreibideen nach Heidelberg zurück. Und wurde etwas sehr vom Alltagstrott überfahren.

Biorhythmus

Vögel, die nachts um halb drei singen, verwirren mich.
Hört auf mir vorzugaukeln, ich hätte bald Feierabend!

Freitag, 1. Juni 2012

Hiatus

Ja, ich habe eine Weile nicht mehr geschrieben.

Erst gab es seitens eines Piraten-Projekts, das mir sehr am Herzen liegt und wo ich mich auch entsprechend viel einbringe, viel zu tun, dann hielt mich meine Doktorarbeit (genauer gesagt: unzuverlässige Probanden und schwer zu beschaffende standardisierte Fragebögen) auf Trab. Dann war das WGT, wo ich mir den Luxus leisten konnte, 5 Tage lang keinen PC-, geschweige denn Internet-Zugang zu haben (und ja, ich habe es genossen).
Und dann ein ziemlich tiefes Post-Festival-Loch (für die, die so etwas bisher noch nicht erlebt haben: man ist auf einem Festival, genießt jede Sekunde, die Musik, die Menschen, die Stimmung - und kommt dann nach Hause, wo man vom Alltag eingeholt wird und ist erstmal depressiv verstimmt bzw. kann sich zu nichts, und ich meine - gar nichts, aufraffen). Und jetzt geht es wieder mit Doktorarbeit und Piraten-Sachen weiter.
Und parallel zu dem Ganzen, noch reichlich Hirnfick im zwischenmenschlichen Umgang.

Aber, um euch Leser in eurer Neugier anzustacheln und mir selbst auch etwas mehr Selbstdisziplin-Grundlage zu geben, hier eine Liste von Posts, die ich innerhalb der nächsten Woche hier verfassen werde:

Sonntag, 13. Mai 2012

Murphy's law

Bin gestern problemlos die volle Strecke gelaufen, hatte auch wegen der Zeit ein gutes Gefühl. Schaue auf die Ergebnisliste: 2:00:01 (sic!)
Nur zwei beschissene Sekunden und ich hätte die magische Grenze der zwei Stunden unterschritten! Wären es jetzt zwei Minuten, ok, ich hätte das zähneknirschend hingenommen. Aber diese lächerlichen zwei Sekunden hätte ich ja locker noch rausholen können. Und sei es durch schnelleres Trinken des Elektrolyt-Schlabbers (ich bin währenddessen natürlich auch gerannt, aber ein Becher in der Hand zwingt einen doch, sein Tempo zu drosseln).
Aber inzwischen kann ich auch drüber lachen.

Samstag, 12. Mai 2012

Auf nach Mannheim

Mal sehen, wie das mit dem Halbmarathon wird.
"Aufgeregt" wäre gerade in Bezug auf mich eine Untertreibung.

Primäre Ziele:
  • ins Ziel kommen ohne:
    • mich zu verlaufen (ja, davor habe ich Angst!)
    • umzukippen
    • stehen bleiben oder eine Weilen gehen zu müssen
    • die 3-Stunden-Marke zu überschreiten
Sekundäre Ziele:
  • die 2-Stunden-Marke unterbieten
  • beim Ziel-Einlaufen noch halbwegs menschlich aussehen

Freitag, 11. Mai 2012

Die Leiden eines jungen n00bs

PGP-Verschlüsselung und mein Mail-Client haben etwas geschafft, was die meisten Menschen nicht zustande bekommen: mich zum Heulen bringen.

Evolution

Ich bekomme am Rande das Echo auf Obamas offizielle Befürwortung der gleichgeschlechtlichen Ehe mit. Und nicht nur das der Medien, sondern vor allem das von User-Kommentaren und Meme-Bildchen.

Und gewiss, der Mann rennt gerade - auf große Gesellschaftsschichten bezogen - offene Türen ein. Und viel Wahlkampf-Taktik ist da auch sicherlich dabei.

Aber wieso wird so viel auf der Tatsache rumgehackt, dass der Mann seine Meinung geändert hat? Und das gilt ja nicht nur für Obama, auch Kerry wurde damals im Wahlkampf gegen Bush für Änderungen seiner Position außeinandergenommen.

Dabei ist es doch normal und üblich, dass man seine Meinung ändert. Schließlich kommt man ja auch mit neuen Argumenten für oder gegen eine Sache in Berührung, sieht neue Quellen, erkennt Implikationen, die man bisher nicht bedacht hat usw.

Im Gegenteil - mir sind Menschen suspekt, die stets und in jeder Diskussion und in jeder Fragestellung bei ihrer Meinung bleiben, das hat schon den Beigeschmack von Sturheit. Oder Angst, einen eigenen Irrtum zuzugeben. Und beides hat IMHO in der Politik nichts verloren.

Kriegerin

Manche Filme sind in dem, was sie darstellen, gleichzeitig so unfassbar und so realistisch, dass sie einem fast schon physisch weh tun.
Einer davon ist Kriegerin von David Wnendt.

Mittwoch, 9. Mai 2012

Freundschaft?

Toller Artikel.
Auch wenn er keinen Lösungsansatz bietet, so beschreibt er sehr treffsicher ein Phänomen, das jeder kennt.

Dienstag, 8. Mai 2012

Support your (local) artist

"Euch geht es doch nur darum, alles kostenlos im Internet zu schnorren!"

Montag, 7. Mai 2012

Umgang mit Kritik

Boah, Mann, ich überrasche mich selbst.
Ich nehme Abweisungen von Literaturzeitschriften und Slam-Bühnen nicht als Anlass zur schreiberischen Resignation, sondern als Ansporn meinen Stil weiterzuentwickeln und besser zu schreiben.
Ob es was bringt, ist natürlich eine ganz andere Kiste, aber einen so konstruktiven Umgang mit Kritik und Ablehnung hätte ich mir selbst nicht zugetraut.
*in Selbstzufriedenheit suhl*

Haustiere

Ich frage mich, ob domestizierte Tiere (z.B. Hauskatzen) schon von Geburt an instinktiv und genetisch bedingt darauf "geeicht sind", Menschen als Bezugstiere wahrzunehmen? Oder ob diese starke Bindung an Menschen, die ja teilweise sogar die Bindung an Artgenossen übersteigen kann, wirklich nur dadurch bedingt ist, dass sie von klein auf mit Menschen zu tun haben und Positives von ihnen erfahren?

Erschöpft

Nehmen Sie eine Tischplatte, halten Sie sich an der Kante mit beiden Händen fest (idealerweise lassen Sie etwas mehr als schulterbreit Abstand zwischen den beiden Händen) und lassen Sie nun ihre Stirn auf den Tisch herabsinken - je nach Vorliebe und Stimmung rasant oder langsam. Mit ausreichend Übung haben Sie die Bewegung irgendwann perfektioniert.

Schleswig-Holstein

Ok, die detaillierteren Auszählungen zeigen, dass die Piraten und die FDP entweder gleichauf sind oder aber dass sozialliberal neoliberal sogar knapp überholt.
Immerhin.

Würde mich aber dennoch interessieren, weshalb die FDP in Schleswig-Holstein so gut dasteht.
Ist es wirklich nur der Kubicki-Effekt? Wenn ja, dann ist es traurig, dass Personenkult mehr Gewicht hat als die inhaltliche Ausrichtung und der Politikstil einer Partei.

Sonntag, 6. Mai 2012

Random

Haben Wale eigentlich Zungen?

Moppelkotze

FDP bekommt unverdient viele Stimmen.
Weniger als eine Woche vor dem Halbmarathon gibt mein großer Zeh den Geist auf.
Statt auf einer Wahlparty abzunerden, werde ich einen Nachtdienst schieben.
Der Nachtdienst wird voraussichtlich langweilig, weil es bei den Patienten wenig zu tun gibt.
Starke Müdigkeit macht Umberto Eco-Lesen wenn nicht unmöglich, dann doch durchaus weniger genussvoll.
Mein aktuellen Schreibprojekt stagniert.
Unsicherheit in Bezug auf Sozialkontakte macht sich mal wieder breit.

Statt was sinnvolles zu machen, jammer ich in meinem Blog rum.

Mit den Worten aus "Die Sendung mit dem Klaus" gesagt: Vooooll Moppelkotze.

Nachtrag: Ach ja, und Ekelwetter war und ist auch noch.

Scared?

Es ist eine schlechte Idee, im Nachtdienst Krimis zu gucken.

Man sitzt so im Stationszimmer da, es läuft Navy CIS - und auf einmal hört man auf dem Gang ein lautes Scheppern. Und dann mache man mal einen kompletten Stationsrundgang.
Alle Geschichten von Junkie-Ärzten, die die Medikamentenschränke plündern, von durchgedrehten Patienten, von rachsüchtigen Angehörigen gehen einem sofort durch den Kopf.

Montag, 30. April 2012

Lebt der noch?

Erst im Nachtdienst lernt man Menschen, die schnarchen oder beim Schlafen anderweitig laut atmen, zu schätzen. Denn wenn man seinen Rundgang durch die Zimmer macht und schon von der Tür aus hört, dass der Patient noch lebt, ist es sehr viel entspannter, als wenn man den Menschen erst anleuchten und mehrere Minuten konzentriert auf den Brustkorb schauen muss.

Samstag, 28. April 2012

Schlaf wird überbewertet

Heute um 9 Uhr aufstehen, eine Stunde rennen gehen, dann mit anderen Piraten Live-Stream vom Bundesparteitag (der Piratenpartei, ach nee...) gucken und grillen, demnächst heimfahren uuuuund - ab in den Nachtdienst! Bis morgen 7 Uhr früh nicht nicht schlafen.

Freitag, 27. April 2012

I have seen things...

... unspeakable things.
Oder: von einer, die auszog, um in Mosbach einen Slam zu besuchen.

Donnerstag, 26. April 2012

Provokation

Text für den Slam in Mosbach ist fast fertig.

Hintergrundinfo: der erste Mosbacher Poetry Slam wird am Donnerstag (also morgen, das heißt heute, das heißt...) vom Jugendgemeinderat Mosbach organisiert. Und so wie ich den Odenwald kenne, wird der Jugendgemeinderat dort zu großen Teilen aus JU-Mitgliedern oder auf jeden Fall Menschen aus CDU-nahen Kreisen bestehen.

Und deshalb gibt es morgen (also heute, also Donnerstag) einen politisch-gesellschaftskritischen Text geben, auch wenn es sonst bei Lyrik nicht so meine Art ist.

Let's see if I can get away with it...

Mittwoch, 25. April 2012

Pluralismus

War gerade wegen meiner Doktorarbeit am ZI (Zentralinstitut für seelische Gesundheit - so) in Mannheim. Das ZI befindet sich in den Quadraten und zwar in einem Teil der Quadrate, wo ziemlich viele Menschen mit türkischem Migrationshintergrund wohnen und/oder ihre Läden haben.

Dienstag, 24. April 2012

Theater - diesmal verträumt

Hatte am Sonntag das Glück (danke an M. für den Tipp) die Mädels und Jungs vom Petunientopf in ihrem Stück "Konstantins merkwürdige Reise nach Korona" zu sehen. Ich fand es sehr schön: das Spiel der Menschen, die in ihren Rollen fast wie traumwandelnd auf der Bühne begegneten, die Geschichte, die von den Schnittpunkten vieler Schicksale erzählte, die einzelnen Szenen, mal witzig, mal rührend, mal verstörend. Ich fühlte mich an Michael Ende erinnert. Und das fand ich toll.

Hofer Slam

Nun, ich berichte.

Letzten Freitag war Poetry Slam in Hof.
L. (einer der beiden Organisatoren, der eine Weile in Heidelberg gewohnt hat) hatte T. und mich, da er uns beide als Schreiberlinge mit Hang zur Selbstdarstellung kennen gelernt hatte, eingeladen.

To cut a long story short und mal ganz uncool und ohne Understatement: ich fand es toll.
Einerseits das Roadmovie-Gefühl, wenn man fünf Stunden in Bummelzügen erst durch den Odenwald, dann durch Bayern, pardon, Franken fährt. Umgeben von Rentnern auf Gruppenausflug, Nonnen (heilige Scheiße, waren viele Nonnen unterwegs), Odenwälder Bauern und Odenwälder Dorfcheckern, Studenten auf Heimreise, Studenten auf Camping-Ausflug. Begleitet von der treuen Lektüre (immer noch Prinzhorn) und Zitronenwaffeln, immer noch am neusten Text schreibend.

Andererseits die Möglichkeit nette und spannende Menschen wiederzutreffen und viele neue, interessante Menschen kennen zu lernen. Gespräche, die in der Themenwahl von Nutella (die, die da waren, wissen wovon ich rede) zum Übergang lebendig-tot variierten. Ein Publikum, das gebannt den Worten der Vortragenden lauscht und dann den Kontakt zu ihnen sucht. Und natürlich - Co-Slammer, die Texte vortragen, die einem Gänsehaut geben, die einen aufspringen wollen lassen. Die gleichzeitig ehrlich und schön sind, auch wenn zur Schönheit eine ehrliche Hässlichkeit gehört.

Und natürlich eine der bizarrsten After-Show-Parties.

Nach dem Mannheimer Horror-Slam (reine Comedy-Texte, die Witze allesamt so flach und uralt, dass Mittermeier im Vergleich dazu schon wie hohe Literatur wirkt) brauchte ich genau so etwas, um mir wieder Glauben an das Genre, an die Szene zu geben. So genug Pathor für einen Abend.
An der Stelle noch ein großes Danke an L. für die halsbrecherische "zum Bahnhof bring"-Aktion am Samstag.

Samstag, 21. April 2012

Slam-Texte

Hier die beiden Texte, die ich in Hof geslammt habe. Für die, die es interessiert: das ist in etwa mein aktueller Schreibstil (beide Texte sind jünger als ein Monat).

Hier könnte ein neuer Blogpost stehen

Eigentlich könnte ich hier meine Eindrücke vom Hofer Slam und dem Hof-Trip als solchem festhalten.
Aber das mache ich eher morgen oder Montag, wenn ich etwas mehr Abstand dazu und nicht das Gefühl habe, noch mittendrin zu sein.

Nur so viel dazu: ich bereue die 5 Stunden Bummelbahn-Fahrt nicht.

Donnerstag, 19. April 2012

Hindernisse

Normalerweise zeige ich mich von Hindernissen auf meiner Laufstrecke unbeeindruckt, seien es jetzt Straßenschäden, Baustellen, wegen Forstarbeiten abgesperrte Straßenabschnitte - ich renne trotz allen Hinweisschildern und Absperrungen da lang.

Als ich jedoch heute am Rand einer inzwischen abgerissenen Brücke, die über eine Autobahn hinweg führte, stand, musste auch ich mich geschlagen geben.

Zeit


Zeit ist eine selbsterfüllende Prophezeiung,

denn was vergeht, ist nicht die Zeit,
was vergeht,
das sind wir,
wartend auf Zeilen auf Papier,
auf ehrliche Töne aus dem Äther,
auf ein Versprechen auf ein Später,
das auch morgen noch gefällt.
Doch gefallen
sind wir längst.

Wir brauchen alle
noch etwas Zeit,
ich brauche dich,
wir brauchen Arbeitsplätze
und ein neues Telephon,
jedoch zu guter Letzt
haben wir das alles schon,
es fehlt nur noch eins,
das wir nicht haben
und jeder wirklich braucht -
uns selbst, das
eigene Ich.
Du spürst es doch auch.

Unser Zusammenbruch
ist ein Außeinanderbrechen
in Realität und Träume,
in zwei Scherbenhaufen:
Doch ein Kehrblech ist nicht weit
und Sekundenkleber
kann man kaufen.

Zeit ist eine selbsterfüllende Prophezeiung.

Ich durchlebe Wanderjahre,
die entwurzelt an mir vorüberziehen,
halte mich fest an Momenten,
doch auch sie sund nur geliehen,
von Lehrstunden,
die sich durch nichts füllen lassen
und uns Inhalte vermitteln,
die wir versuchen zu fassen,
mit zitternder Stimme, im Nachhinein.

Mit einem “Komm mir bloß nicht zu nah”
schließ ich meine Tür zu,
um alleine zu sein,
viel zu spät, denn dann bist du
schon längst in mein Herz geschlossen.
Nachdem alle Tränen verflossen
sind, verbrennen wir Brücken hinter uns,
um ein neues Leben anzufangen,
und entkommen doch nie den alten Ufern,
ihren Emotionsdunst-
kreise, wo wir unsere Anker ausgeworfen haben.

Zeit ist eine selbsterfüllende Prophezeiung.

Die Vergangenheit der Welt
ist es was das Jetzt zusammenhält,
versteckt sie sich doch viel zu dürftig
hinter der Gegenwart,
durch Hintergründe und Historien.

Auch weit weg vom Meer
hört man die Wellen,
man muss es nur wollen,
sich nicht fragen, wie es sein kann,
was das soll und
wieso und warum,
sondern hören.
Jag alle Gedanken fort, die sich
gegen deinen Traum verschwören,
schick sinnlose Melodien durch ihre
Ohrwurmlöcher ans Ende
des Weltalls und lausche!
Hörst du es jetzt?
Das Schäumen, das Tosen, das rhythmische Rauschen?

Zeit ist eine selbsterfüllende Prophezeiung.

Irgendwann wird jeder
als sein eigener Feind auferstehen,
an sich selbst zugrunde gehen.
Wir morden uns selbst mit jedem Atemzug
in dieser dünnen Luft,
mit jeder abgelaufenen Sekunde,
jeder weggeworfenen Stunde,
anhand von Mindesthaltbarkeitsdaten,
die wir selbst an sie vergeben,
Als meinen Freitod wähle ich das Leben.

Denn, Zeit ist

Besondere Fähigkeiten

Die meisten Menschen haben irgendeine besondere Fähigkeit, ein unentdecktes Talent, fast schon an heldenhafte Superkräfte grenzend.

Meine scheint es zu sein, immer und immer wieder auf die Schnauze zu fliegen und dabei eine erstaunliche Lernresistenz an den Tag zu legen.

Mittwoch, 18. April 2012

Erschreckend

Erschreckend ist es, nichts von Bedeutung, Inhalt oder Belang zu sagen zu haben.

Kann man jedoch nicht einmal Trivialitäten von sich geben, fühlt man sich...

Sonntag, 15. April 2012

Dualismus

Normalerweise finde ich alle dualistische Menschenbilder (also eine Unterteilung in Körper und Geist/Seele) haltlos und kann mich ihnen nicht anschließen.

Normalerweise.

Wenn man aber zum vierten Mal in zwei Monaten krank wird, fängt man schon an eine Verschwörung seines Immunsystems gegen die eigenen Pläne (sozialer, politischer, bildungstechnischer und läuferischer Natur) zu glauben.

Hoffe jetzt einfach, dass sich zum Schnupfen und zur Müdigkeit kein Fieber und kein Husten dazugesellen.

Freitag, 13. April 2012

Familienbesuch

Ich lerne zum wiederholten Male: Dorfleben ist nichts für mich. Ich sehe keinen Grund, Menschen zu grüßen, die ich nicht kenne, ich mag es nicht, wenn man mir bei der Gartenarbeit zuwinkt und "Na, fleißig?" zubrüllt. Ich interessiere mich nicht dafür, wer gestorben ist und wer ein Kind bekommen hat, weil ich mich nicht einer Schicksalsgemeinschaft, die sich dadurch definiert, dass die Wohnsitze der Menschen nah beieinander sind, zugehörig fühle.

Dienstag, 10. April 2012

Today I learned...

Manchmal erscheinen einem die trivialsten Zusammenhänge wie große Epiphanien.

Meine heutige Denkleistung: "Wow, wenn man früh aufsteht, kriegt man ja einen Haufen Zeug erledigt! Und das noch bevor es wieder dunkel wird."

Aber wenn ich so viel Zeug erledigt bekommen habe - wieso fühlt sich der heutige Tag nun doch so leer an?

Wahn

Breivik ist nun also doch zurechnungsfähig. Laut einem zweiten Gutachten.

Ich befürchte ja, dass sich die Ärzte, die das zweite Gutachten erstellt haben, von den revanchistischen Stimmungen der Öffentlichkeit haben leiten lassen, hoffe aber, dass sie das Gutachten nach bestem Wissen und Gewissen in einem ergebnisoffenen Prozess der Beobachtung erstellt haben.

Eine sehr spannende Frage, nicht nur auf Breivik bezogen.
Ab wann ist eine Überzeugung ein Wahn?

Wenn jemand behauptet, er/sie/es würde Pickel im Gesicht bekommen, weil seine Nachbarn, die mit der Feuerwehr unter einer Decke stecken, nachts über eine Leiter in seine Küche klettern und ihm ein Allergen-Pulver in die Milch mischen, dann fällt es leicht, das als paranoiden Wahn einzustufen.
Wenn jemand gegen die hohen Benzinpreise wettert und die Vermutung aufstellt, dass die Ölkonzerne ja alle ein Kartell gebildet hätten, dann mag man seine Meinung teilen oder nicht - aber man würde diese Aussage nicht als Anhaltspunkt für eine psychiatrische Diagnose nehmen.

Was ist nun mit politisch-gesellschaftlichen Verschwörungstheorien? Ab wann sind sie abwägig genug, dass man sagen könnte, dass jemand psychisch krank sein muss, um daran zu glauben?

Ich beneide die Gutachter nicht.

Sachen, die ich vor dem Halbmarathon noch lernen muss

1) Mich überholen lassen, ohne dabei zu beschleunigen.

2) Wenigstens etwas Flüssigkeit im Magen behalten, obwohl ich renne.

3) Spottende Leute am Straßenrand ignorieren, statt auf beleidigende Gesten zurückzugreifen.

Montag, 9. April 2012

Heilig

Und weil ich es ja versprochen habe, mal wieder ein älterer Text:

Grundsatzentscheidungen

Wie ich bereits in einem anderen Post angedeutet habe, ist meine Haltung zum Genre des "Comedy" oder des "humoristischen Texts" sehr ambivalent. Über eine gute Satire (Tucholsky), durchdachtes Kabarett (Kling, Pispers) oder aber auch einfach nur einen gut geschriebenen Text, wo die Absudität des Alltags mit reichlich Wiedererkennungswert dargestellt wird, (der eine oder andere zeitgenössische Slammer) bin ich durchaus fähig mich zu begeistern und zu amüsieren.
Was das selber schreiben angeht - ich habe einige erste Versuche unternommen und sie sind (zu meinem Erstaunen) mir nicht vollkommen misglückt.

Aber dennoch: es fühlt sich nicht richtig an. Es war, wie mit verstellter Stimme zu schreiben.

Nun stehen bei mir in den kommenden drei Wochen drei Poetry Slams an (ja nachdem, wie das Los entscheidet, vielleicht auch nur zwei). Und langsam wird es Zeit, die Texte, die ich dort vortragen werde, auszusuchen. Und da kommt die schwere Entscheidung um die Ecke.

Samstag, 7. April 2012

Religionsfreiheit

Vehement verteidigte Herrmann in dem Interview das Aufhängen von Kruzifixen in Klassenzimmern: "Ich verstehe nicht, welches Problem Einzelne damit haben, wenn in Schulen das Symbol unseres christlichen Glaubens hängt. Die Mehrheit der Menschen in Deutschland sieht darin nach wie vor die entscheidende Prägung unseres Landes. Zur Religionsfreiheit gehört auch, dass eine andersdenkende Minderheit das akzeptiert."

Schreibt die Süddeutsche Online hier.

Also es tut mir leid, aber mir ist eine andere Definition von Religionsfreiheit geläufig.

Gewiss, Religionsfreiheit  bedeutet nicht "Freiheit von Religion", Gläubige sollen auch gerne weiterhin ihren Glauben praktizieren dürfen. Aber da darf die Mehrheit (die laut Statistiken inzwischen nicht einmal mehr eine 2/3-Mehrheit ist) nicht schnell mal eben dem gesamten Rest ihre Symbolik (die, wenn man näher hinschaut/hindenkt, auch noch ziemlich verstörend und makaber ist) in öffentlichen Räumen aufzwingen. Erst recht nicht, wenn es Kinder sind, die in ihrem Welt- und Menschenbild noch leichter zu beeinflussen sind.

Unsicherheit

Mit reichlich Verspätung (da ich am eigenen Leib die Auswirkungen von Zahnschmerzen auf die kognitive Leistungsfähigkeit untersuchen durfte), hier mein aktueller Filmtipp:

Sonntag, 1. April 2012

Energie

Mehrere Kilometer durch die Gegend laufen? Kein Problem.

Mich über die US-Gesundheitsreform informieren? Gerne doch.

Philosophische Diskussion über Wahrnehmung und Solipsismus führen? Aber klar.

Ausstehende Korrespondenz erledigen? Keine Kraft, erschöpft.

Sitze nun etliche Stunden an einer Email. Und bei denen davor war es auch nicht besser.

Manchmal überrasche ich mich selbst. Und manchmal schaue ich mich selbst an und denke mir "Was zum Teufel?"

Donnerstag, 29. März 2012

Was ist Propaganda?

Die Russische Duma diskutiert gerade einen Gesetzesentwurf, der die "Propaganda von Homosexualität" verbieten soll. Es ist auch sehr wahrscheinlich, dass dieser verabschiedet wird - schließlich gibt es das gleiche Gesetz in St. Petersburg schon seit einigen Jahren.

Mittwoch, 28. März 2012

Kreativität

Hach, es fühlt sich einfach nur toll an, eine Schreibblockade überwunden zu haben.
Befreiend.
Selbstachtung wiederherstellend.

Montag, 26. März 2012

Berichterstattung zur Landtagswahl im Saarland

Ich weiß, dass mein Blog nicht irgendwie wahnsinnig gut gelesen wird. Ich weiß auch, dass die meisten Leser aus Kreisen stammen, wo man der Piratenpartei gegenüber offen, wenn nicht freundlich gesonnen ist.

Dennoch und weil es ungesund ist, Frust aufzustauen:

Liebe Medien,

Sonntag, 25. März 2012

Alte Sachen

Ein älterer Text (Frühjahr 2010), den ich neulich ausgegraben habe. Heutzutage würde ich ihn sicherlich anders schreiben, den Grundgedanken würde ich aber immer noch unterschreiben. Vielleicht erkläre ich mich selbst in diesem Text besser als mir lieb ist. Vielleicht sind damit einigen von euch einige küchenphilosophische Gespräche mit mir dadurch verständlicher. Urteilt selbst:

O Tempora, O Mores

Wir sind die Generation der Kaputten.

Snapshot

Die Sonne bleicht langsam den sommerblauen Himmel aus. Über mir der Spannungsbogen einer alten Brücke. Hinter dem grünen Metall spielen Flugzeuge Verstecken. Der Wind hat die faserigen Wolken zerrupft und treibt die Stückchen nun stromabwärts.
Die Brückenbogen sind mit großen Schrauben aufgespannt. Sie bilden zu zweit eine Art großen Brustkorb, in dem ich mich als kleines Herz einer mir selbst unbekannten Maschine fühle. Meine Gedanken ein stummer Puls, der Leben in das stählerne Gerüst haucht.
Ich atme Wärme ein.

Freitag, 23. März 2012

"Gutes" Wetter

Kaum scheint draußen die Sonne, schon verspüren alle diese anerzogene Pflicht, sich nach draußen zu begeben und fröhlich oder nützlich zu tun.

Zu gut, dass ich nach 15 Minuten auf den Beinen sein schon kaltschweißig war und kurz vor einem Kreislaufkollaps stand, sodass ich so oder so heimgehen musste (Grippe sei dank). Länger hätte ich diesen Mob aus Rasen-mähenden, Hecken-trimmenden, Tandem-fahrenden, Kinderwagen-schiebenden, "Abiiii!"-krakelenden, Eis-schleckenden und vor allem sinnlos grinsenden Menschen ohnehin nicht ertragen. Nicht einmal auf dem Friedhof kann man ihnen entgehen...

Misanthrop? Ich?

Dienstag, 20. März 2012

Krank

So richtig krank. So mit Fieber.
War gestern Mittag noch fröhlich meine Trainingsstrecke laufen und abends liege ich mit Schüttelfrost da.

Das Schlimmste ist die Fieber-induzierte Übelkeit, die ab ca 38°C kommt und die komplette Unfähigkeit, sich auf etwas zu konzentrieren, sei es ein Buch, ein Film, ein Gespräch.

Sonntag, 18. März 2012

Halbmarathon

Ja, da nimmt man sich ganz fest vor, dieses Jahr den Heidelberger Halbmarathon mitzulaufen, spuckt große Töne, macht sich um das Einhalten des Trainingsplans Gedanken - und verpennt den Anfang der Anmeldefrist.
Somit bin ich dieses Jahr dann doch nicht in Heidelberg mit am Start.

Dafür aber habe ich mich für den Mannheimer Halbmarathon angemeldet (damit mir nicht dasselbe passiert, wie in Heidelberg). 12. Mai - here I come!

Eigenständiges Denken

Gestern auf dem Heimweg aus Handschuhsheim saß ich in der Straßenbahn neben einem jungen Mann, der in einem Schnellhefter las. Aus purer Neugier schaute ich auch mit rein und sah eine Tabelle. Wo mehr als die Hälfte des Textes markiert war (es mag ein Vorurteil sein, aber es ist oft ein guter Indikator für die Auffassungsgabe des Lesenden, die sich oft antiproportional zumAnteil des markierten Textes verhält). Ich las mit.

Samstag, 17. März 2012

Hölderlin

War am Mittwoch mal wieder im Theater. Im Zwinger haben sie "Zur Blindheit überredete Augen" gegeben, ein Solo-Stück, in dem eine dramatische Verarbeitung von Hölderlins Spätwerken stattfindet.

Ich muss gestehen, dass ich mir dieses Stück wohl nicht angeschaut hätte, hätten es mir nicht zwei Menschen, von deren Kunstgeschmack ich viel halte, wärmstens empfohlen (danke, C. und Ch.). Denn mit Hölderlin und seinen Werken hatte ich mich bis dato nicht befasst, hatte ihn aber unter "Klassizismus" abgespeichert. Und so erwartete ich auch seine Lyrik - lauter Hymnen und Oden, starre Metrik, gestelzte Sprache, inhaltlich ein ewiges Lob auf die Harmonie und die Schönheit der Natur und edle Gefühle. Mit anderen Worten - nicht meine Welt.

Mittwoch, 14. März 2012

Sitzwachengedanken (Teil 2: Sprachen)

Eine Begebenheit aus meiner Sitzwache, die zwar nicht zum letzten Post passte ich aber der Leserschaft nicht vorenthalten wollte:

Der Patient, auf den ich aufpassen durfte, war 19quietschund20 geboren und hatte einen sehr deutsch klingenden Nachnamen. Auch schien er mich zu verstehen, als ich ihn auf deutsch ansprach und antwortete auch auf deutsch. Soweit alles unspektakulär.

Dann aber wurde er (mal wieder) nicht so bewusstseinsklar und fragte mich - als ich ihm mal wieder den Sauerstoffschlauch richtete -  auf Russisch, was denn los sei. Vor lauter Überraschung und Müdigkeit antwortete ich auch auf Russisch.

Ab dem Zeitpunkt an bestand der Mann auch darauf, mit mir nur noch auf Russisch zu reden. Das war ja auch kein Problem.
Was ich jedoch interessant bis faszinierend fand, war dass der Mann, sobald er anfing Russisch zu reden, ganz anders wirkte, als solange er deutsch geredet hat. So als sei sein gesamter Gesichtsausdruck verändert (von freundlich-verwirrt hin zu gereizt und verzweifelt), als sei er auf einmal ein ganz anderer Mensch.

Was ich mich vor allem frage - liegt es daran, dass bei ihm unterschiedliche Sprachen unterschiedliche Facetten seiner Persönlichkeit zum Vorschein bringen, oder daran, dass die gesprochene Sprache meine Wahrnehmung seiner Person prägt?

Sitzwachengedanken (Teil 1: Form und Inhalt von Literatur)

Von meinem Nachtdienst am Montag (bei Nachtdiensten und Tagesangaben zählt übrigens immer der Tag, an dem man den Dienst antritt) gibt es nicht viel zu berrichten.Unspektakulärer, aber arbeitsreicher Dienst.

Gestern wurde ich jedoch als Sitzwache an eine andere Station verliehen. Dieser Patiente war bettflüchtig und brauchte auch eindeutig eine Sitzwache, was aber nichts daran änderte, dass ich viel Zeit zum Lesen und Denken hatte.

Sonntag, 11. März 2012

Vorurteile und dichotomes Denken

Gestern gab es in Sinsheim eine NPD-Kundgebung. Eine, wo Holger Apfel geredet... eine Rede halten wollte.
Natürlich gab es auch eine Gegendemo. Dementsprechend war auch ich gestern mit T. und H. (will ja keinen zwangs-outen) in Sinsheim.

Freitag, 9. März 2012

Input - Black box - Output

Wir Menschen sind doch so berechenbar.
Etwas Sonne auf die Nase bekommen und schon weichen alle Zweifel und Ängste einem grundlosen Optimismus.
Und ich grinse doch!

Donnerstag, 8. März 2012

Choose wisely

Nach einigen konkreten Erfahrungen bei den Piraten musste ich einsehen, dass man immer eine Wahl hat: entweder man beteiligt sich nur inhaltlich bzw. überhaupt nicht und bleibt eher passiv, wenn es um Strukturfragen geht, oder aber man ergreift auch selbst die Initiative und gestaltet aktiv mit und ist am Ende der Veranstaltung total gebeutelt.

Nach etwas Nachdenken musste ich einsehen, dass das nicht nur die Piraten betrifft, sondern so gut wie alle Lebensbereiche. Entweder man akzeptiert widerwillig fremde Spielregeln, in denen man sich nicht frei eintfalten kann, hat dafür aber wenig Stress, oder aber man versucht die Spielregeln umzuändern oder aber sich nicht an die Spielregeln (hier könnte auch "Konventionen", "Ettiquette" oder ähnliches stehen) zu halten und investiert in dieses (Um-)Gestalten so viel zeit und Energie, dass man auf das restliche Entfalten gar keine Lust hat.

Kopf-Tischplatte. Und eine gute Nacht.

P.S. Bitte nicht als Rant gegen die Piraten werten. Ich finde es toll, in der Partei mitgestalten zu dürfen, und finde auch, dass die Piraten es einem leicht machen, Ideen einzubringen. Ich finde auch Bürgerbeteiligung voll töfte und so.
Nur gerade wollte ich etwas Defätismus verströmen.

Dienstag, 6. März 2012

Putinwahlen in Russland

Putin ist Präsident geworden. Wer hätte das gedacht.

Die Opposition blieb bis zum Schluss sehr heterogen, konnte sich auch nicht auf einen gemeinsamen Kandidaten einigen, den sie geschlossen unterstützen konnten (bei der Kandidatenauswahl auch kein Wunder); die Massenmedien retuschierten in ihrer Berichterstattung gekonnt alle Protestaktionen; es gab Manipulationen bei den Wahlen und die Hauptstadt war am Wahlsonntag mit Streitkräften überrannt.

Und da bin ich ausnahmsweise mal d'accord mit der Berichterstattung der deutschen Medien wie z.B. Spiegel Online und Konsorten.
Was mich jedoch sehr beunruhigt, ist wie viele Reaktionen in den Artikel-Kommentaren und auf deutschsprachigen Internetforen ausfallen. Grundtenor: "Wenn die Russen Putin wählen, dann ist das ihr gutes Recht und sollte nicht gleich als Resultat von Wahlfälschung abgetan werden, und wir Deutschen sollten alle die Klappe halten und nicht über die Demokatie in Russland urteilen".

Natürlich, auch in Deutschland gibt es demokratischen Verbesserungsbedarf. Und ja - man kann Demokratie und politische Gerechtigkeit schwer objetivieren und messen.

Aber ich finde, dass man bei Verstößen bei der Auszählung in einem Drittel aller Wahllokale und brutalstem Vorgehen (als solche würde ich das Brechen von Armen und das in einen Springbrunnen bei Minusgraden treiben zählen) gegen friedliche oppositionelle Demonstanten nicht mehr von Demokratie sprechen kann. Egal von welcher Warte aus.

Montag, 5. März 2012

Eine erfreuliche Ausnahme

In einem Post habe ich mich darüber ausgelassen, wie sehr mich die Themen Liebe und Beziehungen in Literatur, Musik und Film stören.

Nun habe ich gestern im Kino einen Film gesehen, der eine erfreulich Ausnahme darstellt. Der Film heißt "Glück". Und handelt vordergründig von einer Liebesbeziehung.
Dennoch fand ich den Film toll und sehenswert.

Weil er sich durch den sorgfältig gestalteten Plot (der viel mit Symbolik arbeitet und sich an Tschechows Maxime "Man kann kein Gewehr auf die Bühne stellen, wenn niemand die Absicht hat, einen Schuss daraus abzugeben" hält), die aufwendige Bildsprache (ich mag es, wenn Filme die Geduld und den Mut haben, eine Einstellung auch länger zu halten) und das Facettenreichtum in der Zeichnung der Protagonisten von den üblichen Hollywood-Schnulzen unterschied.

Weil es eben hintergründig um viel mehr ging, als nur Liebe, nämlich um die große Frage, was Glück eigentlich ist, diverse gesellschaftliche Fragestellungen (illegale Einwanderung, Obdachlosigkeit, Prostitution) und das Beleuchten der unterschiedlichsten menschlichen Interaktionen, sowie auch der Frage, inwiefern ein Mensch sich wandeln kann.

Weil die dargestellte Beziehung nicht nur auf dem Austauch von ein paar Komplimenten und Nettigkeiten und der physischen Attraktivität basiert.

 Ein guter Film zeigt einen Ausschnitt des Lebens und sagt damit etwas. Und das schafft dieser Film.

Landesparteitag

Nachdem ich jetzt zwei Tage zeitlich Distanz gewonnen habe - meine Eindrücke vom Landesparteitag der Piraten in Heidenheim.

Da ich meine gesamte schreiberische Kreativität gerade für eine Pressemitteilung aufgebraucht habe, gibt es nur Stichpunkte.

Samstag, 3. März 2012

Politik und Patienten

Vom letzten Nachtdienst gibt es keine witzigen Stories. Es war angenehm stressig, eben soweit immer viel zu tun, dass man wach bleibt, nicht aber, dass man sich total überfordert fühlt.

Dafür stand ich aber mal wieder vor einem ethischen Problem. Bin ich in der Lage, mit einem Patienten genauso respektvoll und unvoreingenommen umzugehen, wenn dieser eine politische Haltung vertritt, die in meinen Augen menschenverachtend ist, oder (vermutlich) Straftaten begangen hat, die in meinen Augen schon "unmenschlich" (auch wenn dieses Adjektiv in dem Kontext ein Widerspruch ist) sind? Was tun, wenn ein Patient bekennender Neonazi ist? Wie mit einem Patienten umgehen, der andeutet, dass er an einem Krieg oder gar einem Völkermord teilgenommen hat?

Gehe ich mit dem Patienten nicht genauso respektvoll um, wie mit allen anderen, bin ich in meinen Augen ein schlechter Arzt und habe in diesem Beruf nichts verloren. Allerdings ist es eher das Gegenteil - es beunruhigt mich, wie leicht es mir dann doch fällt, über diese menschenverachtende Haltung dieser Person hinweg zu sehen und sie mir mit biographischen Gegebenheiten zu erklären. Relativiere ich nicht dadurch meine eigenen politischen Haltungen, meine strikte Ablehnung des Faschismus?

Mittwoch, 29. Februar 2012

Frühling


Die grüne Hölle, die vor meiner Tür und unter dem Fenster die Luft in Beschlag genommen hat, stellt sich scheinbar allen außer mir galant als “Frühling” vor. Die totgeglaubten Baumskelette verlieren ihre kahle Schwermut und bedecken sich mit einem leichtsinnigen Überwurf aus zarter, grüner Spitze. Wie von einem stummen Fanfarenruf getrieben, versammeln sich unsichtbare Kräfte zum Kampf gegen die Leere. Eine Schlacht in Zeitlupe bricht aus. Wie die Pocken einer verspielten Seuche bedecken weiße Blüten ganze Baumkronen, regnen in unbedachten Wasserfällen leichter, weißer Schuppen wieder herab.

Im ungeübten, übermütigen Sonnenlicht wirkt es tatsächlich wie die Erstaufführung eines brandneuen Spektakels, doch folgen ihr auch die Neider, umhüllt in dunkelgraue Wolkenmäntel. Wenn das Licht unter dem Himmelgrau erstickt, scheint der Frühling doch in jedem irrsinnigen Spross weiterzustrahlen, bis sich das unvermeidbare, dichte Nass darüber entleert. Die duftende, die dumpfe, die betörende Feuchtigkeit vermischt sich dann mit dem Atem von allem, was blüht und wächst, zum Nebel einer starken Droge. So viel Leben pulsiert und stöhnt überall, sich zu einer grünen Kakophonie vermischend. Viele leise Stimmen verweben sich zu einem undurchdringbaren Klangteppich, der von allen menschlichen Ohren ungehört bleibt.

Die Macht der Natur ist überwältigend. Die Regeln der Kühle, der Stursinn der glatten, leeren Felder – nichts bleibt, alles wird weggefegt von der langsamen, aber unaufhaltsamen Flut des Wucherns. Man bleibt doch so allein und verloren, ertrinkt in den Strömen aus allgegenwärtigem Leben. Das Grün erstickt jede andere Regung und man spürt, um Luft oder um Ruhe ringend, die Kraft, die in der schleichenden Expansion gebannt liegt. So viel Grün, so viele süßlich-schwere Düfte, die doch alle vom Neubeginn erzählen wollen und doch nicht den ihnen anhaftenden Hauch von Verwesung abschütteln können.

Die Hoffnung, die jedem keimenden Blatt zugrunde liegt, will alle vergessen lassen, was mit den gleichen Blättern im letzten Herbst passiert ist. Zu stark ist der Rausch des Vergessens, zu mächtig das Vorwärtsdrängen, als dass Gedanken an die Zukunft dazwischen überleben könnten, geschweige denn Gehör finden. Das Morgen gibt es nicht mehr, nach der langen Haft des Winters wird nun jede Stunde zur Henkersmahlzeit, zu einer Orgie aus letzten Wünschen. Es gibt nur noch die Gegenwart, das betörende Hier und das zuckende Jetzt, jede Sekunde schmilzt, zieht Fäden, verläuft und erstarrt dann zu bröcklig-spröden Stunden, die keiner Erschütterung Stand halten können.

Das Crescendo, das im Klangbauch dieser Tage heranwächst, versteckt sich genauso gut, wie die Wucht, mit der die Veränderungen alles verformen. Man denkt nur bis zur Kulmination, sieht nur das Leben, das als sanft vibrierender Kristallpalast erstrahlt, nicht aber den Schatten des Todes, der versteckt hinter der Bühne dieses Schauspiels ungeduldig auf und ab schreitet und darauf wartet, nach dem Fall des Vorhangs herauszukommen. Auch er hat den Winter im Verließ verbracht und hat Hunger. Unter der Herrschaft des Eises gibt es nur das Nicht-Leben, der Tod aber braucht den schwülen Brutkasten, der ihm seine Untertanen heranzüchtet.

Es bleibt einem nichts, als die wunden Lungen mit dem süßen Pestatem zu füllen und sich davon volltrunken in den Taumel der Verzauberten zu werfen. Lasst uns den Gleichschritt anstimmen in dieser schläfrigen Prozession, die Augen voller Ekstase gen Himmel gerichtet, um den Abgrund, der uns zu Füßen liegt, nicht doch noch zu sehen!

Nachtstudent

Nach meiner Job-Bezeichnung gefragt, antworte ich mit "Nachtstudent". Weil ich den Begriff, ja, griffig finde.
Manchmal sind es Sitzwachen wie die letzte Nacht (die übrigens sehr ruhig verlief; der Patient, den ich im Falle einer Panikattacke beruhigen sollte und bei dem ich verhindern sollte, dass er aus dem Bett steigt, schlief wider Erwarten die ganze Nacht durch, ich konnte dementsprechend Camus' "Die Pest" lesen). Meistens bin ich aber auf der Wachstation (man kann es sich als "Intensivstation light" vorstellen) eingesetzt. Gewissermaßen als Mädchen für alles - auf die Klingel gehen, Patienten lagern und waschen helfen, Müll wegbringen, Material aus dem Lager holen, Blut abnehmen. Und ich muss sagen, letzteres macht mir viel mehr Spaß. Einerseits, weil ich das Glück habe, nette Kollegen zu haben, die mich nicht ausbeuten, obwohl ich "nur" eine Hilfskraft bin. Andererseit weil ich mich da mal endlich nützlich fühle. Bei einer Sitzwache, wo ich vielleicht 2 Stunden wirklich eingreifen muss und die restlichen 6 Stunden nur lesen dasitze, habe ich ein schlechtes Gewissen, fürs Lesen bezahlt zu werden.
Und ich habe auch erst richtig begriffen, wie viel Spaß mein Job mir macht, als die Stationsleitung ankündigte, dass ich für den April und Mai Freizeitausgleich zum Abbau für Überstunden geplant habe. Ich muss zugeben, ich werde es vermissen, zwei Monate lang nicht zu arbeiten.

Selbstdisziplin

Ich war heute wieder laufen. Hört sich jetzt banal an, war es für mich aber nicht. Denn davor hatte ich aus gesundheitlichen Gründen eine zweiwöchige Pause einlegen müssen.
Sowas läuft bei mir immer nach einem ganz bestimmten Muster ab: erst will ich nicht einsehen, dass etwas so Bedeutungsloses, wie ein Schnupfen, eine Bänderzerrung, Sehnenreizung oder wunde Füße, mich von meinem Lauftraining abhalten sollte und mache stoisch weiter, dadurch verschlechtert sich mein Zustand und irgendwann (wenn ich Fieber habe oder kaum noch humpeln, geschweige denn rennen, kann) sehe ich ein, dass ich eine Pause einlegen sollte, um mich auszukurieren. Diese Pause geht dann so eine bis anderthalb Wochen.
Und dann kommt das eigentlich fiese. Ich gewöhne mich daran, meine Tage ohne die anderthalb bis zwei Stunden für das Laufen und anschließende Zu-Sich-Kommen zu verplanen. Und habe dann auf einmal keine Zeit mehr dafür. Und habe außerdem noch im Hinterkopf, dass ich ja jetzt nach anderthalb bis zwei Wochen Pause schon total außer Übung bin und deshalb mühevoll mein gesamtes Ausdauertraining von Vorne anfangen muss.

Mit anderen Worten: es hat Überwindung gekostet. Diese wurde dann aber mit dem Gefühl von "wenn ich jetzt geschafft habe, mir den entscheidenden Ruck zu geben, dann schaffe ich alles" entlohnte. Ein Hoch auf die Hybris!

Dienstag, 28. Februar 2012

Sitzwache

Und gleich geht es los zum Nachtdienst. Nicht der übliche Nachtdienst als Pflegehilfe auf meiner vertrauten Wachstation, sondern als Sitzwache.

Jedes Mal hoffe ich inständigst, dass ich nicht bei einem Sterbenden Wache halten darf. Bisher hatte ich Glück. Aber eine gewisse Angst bleibt...

Fußgängerampeln

Es gibt da eine Sache, die finde ich erschreckend deutsch. Auf jeden Fall bin ich ihr bisher nur in Deutschland begegnet und aus der russischen Perspektive heraus erscheint sie immens befremdlich.

Es handelt sich dabei um die Angewohnheit, einem selbst komplett unbekannte Menschen darauf anzusprechen, dass sie gerade bei Rot über die Straße gelaufen oder mit dem Fahrrad gelaufen sind. Und das mit einer wahrlich komischen Mischung aus Überraschung und Empörung.

Werte Damen (denn bisher waren es nur Frauen, die mich darauf ansprachen), ich weiß, dass die Ampel rot ist. Ich habe auch Augen im Kopf. Und wäre ich farbenblind, würde es mir auch wenig bringen, nach dem Überqueren der Straße zu erfahren, dass das Männchen rot war. Aber eben durch die bereits erwähnte Tatsache, dass ich ein über funktionierendes Paar Augen verfüge, kann ich auch sehen, dass weit und breit kein Auto da ist. Ich spreche euch ja nicht das Recht ab, auf Nummer sicher zu gehen und euere Ampelphase abzuwarten. Aber das hier ist mein Leben und ich entscheide, was für mich ein tolerierbares Risiko ist.
Und noch etwas, ich habe mir meine schwarze Kapuze ins Gesicht gezogen und habe Kopfhörer auf. Sehe ich etwas danach aus, dass ich von der Seite angeredet werden möchte?

No hard feelings...