Samstag, 27. April 2013

Katharsis

Kunst muss einfach weh tun.
Und gut ist sie, wenn der Schmerz bei der zweiten, dritten, zehnten Rezeption nicht nachlässt.

Weil die Luft nach warmem Regen riecht

Ich habe Angst vor dem kommenden Sommer, dessen Anklopfen ich mir in jedem Regentropfen auf den sattgrünen Baumkronen einbilde.
Und noch mehr Angst habe ich davor, ich könnte hoffen, dass der anstehende Sommer schön wird.

Freitag, 26. April 2013

Patienten

Nachdem sich mein Aushilfsjob in der Methadonambulanz erübrigt hatte (weil die Wochenend-Vergabe in eine kooperierende Praxis ausgelagert wurde), war ich heute zum ersten Mal seit beinahe einem Jahr wieder vor Ort.

Mittwoch, 24. April 2013

Verschlafen

Eine zwei Meter vom Bett entfernt einen Haarballen hochwürgende Katze ist ein effektiverer Wecker als mein Handy.

Montag, 22. April 2013

Sag's mit Max Frisch

"Ich bin nicht Stiller!"

Donnerstag, 18. April 2013

Schlaflos


Schlafstörungen sind lästig, wenn es darum geht am nächsten Morgen um 8 im Hörsaal zu sitzen. Aber...

Sternenklare Nacht und warmer Wind bereits mit dem Geruch trockener Gräser. Da lohnt sich doch das nicht schlafen Können.

Dienstag, 16. April 2013

Live aus dem Nachtdienst


Sitzwache bei einem alten Mann, der nach einer Hirn-OP (Probenentnahme bei Verdacht auf einen Hirntumor) desorientiert ist. Und hinter "desorientiert" versteckt sich in diesem Fall "völlig durch den Wind, selbst- und fremdgefährdend und total hyperaktiv". Eigentlich ein trauriger Fall, aber er liefert Gespräche mit einem hohen Situationskomik-Faktor.

Patient: "Wo ist denn die Sonne? Haben Sie sie versteckt?"
Ich: "Nein, Herr [Name], es ist Nacht, sie hat sich selber versteckt."
Patient: "Dann bringen Sie sie wieder her, dass sie an ihrem richtigen Ort ist." [Pause] "Und machen Sie Frieden."

Na da wurde mir mal ein Großprojekt in Auftrag gegeben. Ich bezweifle, dass das zu meinen vertraglichen Arbeitsaufgaben gehört.

Gender-Popender

Sensationell! Das dritte Geschlecht wurde gefunden!

Neulich bekomme ich von der DGPPN (Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde - ist ein toller Zungenbrecher) eine Email.
Eine Email, die wie folgt anfängt:

"Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Medizinstudierende,"

Ist schon schön zu sehen, dass man unsereins weder als Damen noch als Herren einzukategorisieren weiß.
Dass wir so sehr auf unser akademisches Feld und seine Anforderungen ausgerichtet sind, dass wir vergessen, ob wir Männchen oder Weibchen sind, dass wir  uns in erster Linie als stolze Anwärter unseres Fachs begreifen.

Dann verlange ich aber auch, dass ich mich beim Einwohnermeldeamt mit "Medizinstudierende" als Geschlechtsangabe eintragen lassen darf.

(Und gleich schonmal eine prophylaktische Aussage vorab: ich rege mich nicht darüber auf, dies soll kein Rant oder kein politisch-gesellschaftliches Statement sein. Ich fand schlichtweg und ergreifend die Formulierung amüsant und zu Albernheiten einladend.)

Montag, 15. April 2013

Frühlingssentimentalitäten

Der so umschwärmte Duft der Blumen, die jetzt gerade überall aus dem Boden sprießen und an allen möglichen Bäumen aufgehen, ist doch auch nur der Geruch von Pflanzen-Genitalien.

Was ich in Gyn gelernt habe

Als Geburtsort eines Menschen gilt die Stadt/Gemeinde, in der sich seine Mutter befand, als die Plazenta den Geburtskanal verließ und emfangen wurde.

Für alle, die sich das gefragt haben (warum auch immer) und eine genaue Info haben wollten.

Samstag, 13. April 2013

Leben

"Solltest du normal sein, so führst du irgendein unnatürliches Leben."

"Ich führe gar kein Leben. Ein Leben führen ist traurig; Arbeit, Zuhause, Arbeit, Grab. Ich lebe in der geschützten Welt meiner Träume. Und das Leben? Was soll denn mit dem Leben sein. So gesehen ist das Leben nur ein Fenster, zu dem ich hin und wieder mal rausblicke."

"Und was sieht man da so?"

"Ach, eigentlich nicht viel. Alles irgendwie sehr trüb."

(aus dem russischen Film "Assa", 1987)

Donnerstag, 11. April 2013

Kryptisch-Schönes


In einem Buch aus der Uni-Bib (Cioran, "Auf den Gipfeln der Verzw eiflung") habe ich, kurz bevor ich es wieder abgegeben habe, eine Bleistift-Notiz gefunden. Dieser Satz lässt mich seither nicht mehr los. "Will ein Held sein ... unheilbar..."

Mittwoch, 10. April 2013

(Davon)Rennen

Durch heftigsten Regen zu rennen - sich nicht mehr darum kümmern, dass man nass wird, weil einem das Wasser schon über Haut und die durchtränkte Kleidung strömt, die kalt-feuchte Luft gierig-dankbar einatmen, spüren, wie mit jedem Schritt Tropfen aufspritzen, sehen, wie die Umgebung um einen zu einem impressionistischen Zerrbild (das einem ermöglicht, alles auf einmal viel klarer zu sehen) verschwimmt, mit der Wärme der eigenen Muskeln gegen die Abkühlung ankämpfen, über die "Igitt, es regnet"-Ekel-verzerrten Gesichter vorbeifahrender Radfahrer amüsiert grinsen - das ist die reinste Katharsis.

Un etwas gänzlich Ketzerisches: ich mag Rückenwind beim Laufen nicht mehr. Es fühlt sich falsch an, nach Schummeln. Das Rennen wird einem zu leicht gemacht. Wo bleibt denn da der Kampf? Dann doch lieber Gegenwind, der einem in die Lungen schmerzhaft hineinstürmt und lose Haarsträhnen aus dem Gesicht hält.

Luxusprobleme der medizinischen Versorgung?

Heute hatten wir eine Vorlesung zum Thema "Unerfüllter Kinderwunsch und seine Therapieoptionen". Dabei hat die Dozentin unter anderem erwähnt, dass Prozeduren der künstlichen Befruchtung ( es gibt nämlich nicht DIE künstliche Befruchtung, sondern mindestens drei große Gruppen von Verfahren, die unter diesem Schlagwort zusammengefasst werden ) von Krankenkassen nur zur Hälfte übernommen werden und auch das nur dann, wenn die Ärzte attestieren können, dass ansonsten alles mögliche probiert wurde (also Hormon-Diagnostik, Zyklusbeobachtung usw.) UND es sich um ein verheiratetes Ehepaar handelt.

Ich (sowie auch einige andere Kommilitonen) haben uns über die Tatsache echauffiert, dass hier verheirateten Ehepaaren deutlich der Vorzug gegenüber gleichgeschlechtlichen Partnerschaften, Paaren in "wilder Ehe" oder aber auch Frauen, die nicht in einer Partnerschaft sind, aber dennoch ein Kind wollen, gegeben wird. Die Empörung habe ich auch auf Twitter anklingen lassen, woraus dann eine Diskussion entstanden ist.

Und zwar darüber, inwiefern es überhaupt gerechtfertig sei, dass gesetzliche Krankenkassen (im Folgenden: GKV) reproduktionsmedizinische Maßnahmen, wie z.B. die künstliche Befruchtung bezahlen. Keine Kinder zu haben, sei ja keine Krankheit.
Und weil es sich in 140 Zeichen schlecht argumentieren und diskutieren lässt, schreibe ich hier mal etwas dazu.

Montag, 8. April 2013

Pseudoliterarische Ergüsse. Die dritte. Jetzt neu, mit Sonderzeichen


W-ort. W-ortwechsel. Wir(klich)?
Kon(tra)takt. Blick-Kippen-K(l)ippe.
Freie Fallen. Hä?Endedruck.
Ge(h!)danke. An.Aus.An.Aus.strecken.
Re-flexion (ungebeugt; beäugt?).
A[tem]po. Im-Puls.
Einöde, Zweiöde. All.ein.öde.
Viel?leicht? Weh-nicht.

Pseudoliterarisches aus der Tiefkühltruhe (Teil 2)


Wie? So:
Den Feuerball am geistlosen Horizont umarmen,
Tanzschritte auf Glatteis-Nebel wagen.
Sich mit Mottenflügelschlägen zur Wehr setzen
gegen alle Einwände der reinen Vernunft.
Die Nacht zum Feindfreund machen,
weil im Dunkeln das Licht lauter lockt.
Als zusammengestaucht-synkopiertes Rhythmusknäuel
den Puls der Zeitphantasie verdichten,
fließend die Sprache des Blutes sprechen.
In Zimmerwürfeln eingesperrte Nachtluft
zum weiten Heimflug ohne Ziel frei lassen
und sich selbst in warmen Melodieströmen auflösen,
als Bewusstseinsbläschen durchs Wasser schwirrend.
Mit zahmen Raubtieraugen und Hunger in der Brust
ein Beuteleben vorbeiziehen lassen, es mit
weichen Fingespitzen zum Aschied streicheln
und rotklaffende Flussbetten hinterlassen.
In die Morgenfinsterniss hineinrennen,
weil man in der kalten Luft das Erwachen schon riecht.
Der Zukunft tröstend ihre Endlichkeit vorhalten,
mit endlich entspannten Lippen durch ein Lächeln hindurch
Worte küssend in die Welt entlassen,
wie Luftballons am flatternden Strick der Erinnerung.
Seine Emotionen sich sammeln lassen, zu einem Tornado,
und auf seinem Rücken durchs Leben reiten,
stets im Auge des Sturms, um freie Sicht zu haben.
Wahrheit in Menschen suchen, nicht ihren Worten.
Wahr? Um zu leben.

Pseudoliterarische Ergüsse (wiederaufgewärmt)


Wie sind wir hergekommen,
den Weg bereits vorweggenommen,
uns verlaufen wollen in
einer Welt, die wir zu gut kennen.
Ungeschriebene Briefe zerrissen,
nie gekannte Menschen vermisst und
auf der Flucht vor dem nächsten Tag
die Uhr angestarrt.

Schwerelos ins Blaue gesprungen
in der Hoffnung auf Bewegung und Schwung,
doch erst ohne Schwingen lernt man
den Unterschied zwischen Fliegen und Schweben.

Die Realität als Konstrukt verlacht und
doch wieder auf der Suche nach einem Dach,
weil es sich auf verbrannter Erde zwar
gut tanzen, aber schlecht schlafen lässt.
Der Welt einen neuen Klang gegeben,
aus Wortwünschen gewoben im Rahmen des Lebens,
die Fäden in der Hand stehen wir nun gebannt
und suchen die passende Frage.

Underneath the veil

Zynismus ist ein zweischneidiges Schwert.
Er zerschlägt die Lächerlichkeit der eigenen Empfindungen, aber er verbrennt auch den Ansatzpunkt für die zwischenmenschliche Menschlichkeit.

Und nächtlicher Frühlingsregen auf der durchnässten Kapuze hört sich... tröstlich an.

Montag, 1. April 2013

"Vom Eise befreit sind Strom und Bäche"

So ein klassischer Osterspaziergang fühlt sich gleich deutlich weniger langweilig und klischeehaft an, wenn man ihn nicht unter strahlender Sonne in der ungestörten Schönheit der Natur abhält, sondern unter düsterem Wolkenhimmel durch ein im Enstehen begriffenes Stadtviertel wandelt, um dann in einer alten, von Pflanzen überwucherten Industrieruine (mit Gleisblick) rumzusitzen.
Auf diese Art und Weise kann sowas sogar so etwas wie Spaß machen.
Denn was zählt, ist ja dieses "Hier bin ich Mensch, hier darf ichs sein!" oder?