Montag, 30. April 2012

Lebt der noch?

Erst im Nachtdienst lernt man Menschen, die schnarchen oder beim Schlafen anderweitig laut atmen, zu schätzen. Denn wenn man seinen Rundgang durch die Zimmer macht und schon von der Tür aus hört, dass der Patient noch lebt, ist es sehr viel entspannter, als wenn man den Menschen erst anleuchten und mehrere Minuten konzentriert auf den Brustkorb schauen muss.

Samstag, 28. April 2012

Schlaf wird überbewertet

Heute um 9 Uhr aufstehen, eine Stunde rennen gehen, dann mit anderen Piraten Live-Stream vom Bundesparteitag (der Piratenpartei, ach nee...) gucken und grillen, demnächst heimfahren uuuuund - ab in den Nachtdienst! Bis morgen 7 Uhr früh nicht nicht schlafen.

Freitag, 27. April 2012

I have seen things...

... unspeakable things.
Oder: von einer, die auszog, um in Mosbach einen Slam zu besuchen.

Donnerstag, 26. April 2012

Provokation

Text für den Slam in Mosbach ist fast fertig.

Hintergrundinfo: der erste Mosbacher Poetry Slam wird am Donnerstag (also morgen, das heißt heute, das heißt...) vom Jugendgemeinderat Mosbach organisiert. Und so wie ich den Odenwald kenne, wird der Jugendgemeinderat dort zu großen Teilen aus JU-Mitgliedern oder auf jeden Fall Menschen aus CDU-nahen Kreisen bestehen.

Und deshalb gibt es morgen (also heute, also Donnerstag) einen politisch-gesellschaftskritischen Text geben, auch wenn es sonst bei Lyrik nicht so meine Art ist.

Let's see if I can get away with it...

Mittwoch, 25. April 2012

Pluralismus

War gerade wegen meiner Doktorarbeit am ZI (Zentralinstitut für seelische Gesundheit - so) in Mannheim. Das ZI befindet sich in den Quadraten und zwar in einem Teil der Quadrate, wo ziemlich viele Menschen mit türkischem Migrationshintergrund wohnen und/oder ihre Läden haben.

Dienstag, 24. April 2012

Theater - diesmal verträumt

Hatte am Sonntag das Glück (danke an M. für den Tipp) die Mädels und Jungs vom Petunientopf in ihrem Stück "Konstantins merkwürdige Reise nach Korona" zu sehen. Ich fand es sehr schön: das Spiel der Menschen, die in ihren Rollen fast wie traumwandelnd auf der Bühne begegneten, die Geschichte, die von den Schnittpunkten vieler Schicksale erzählte, die einzelnen Szenen, mal witzig, mal rührend, mal verstörend. Ich fühlte mich an Michael Ende erinnert. Und das fand ich toll.

Hofer Slam

Nun, ich berichte.

Letzten Freitag war Poetry Slam in Hof.
L. (einer der beiden Organisatoren, der eine Weile in Heidelberg gewohnt hat) hatte T. und mich, da er uns beide als Schreiberlinge mit Hang zur Selbstdarstellung kennen gelernt hatte, eingeladen.

To cut a long story short und mal ganz uncool und ohne Understatement: ich fand es toll.
Einerseits das Roadmovie-Gefühl, wenn man fünf Stunden in Bummelzügen erst durch den Odenwald, dann durch Bayern, pardon, Franken fährt. Umgeben von Rentnern auf Gruppenausflug, Nonnen (heilige Scheiße, waren viele Nonnen unterwegs), Odenwälder Bauern und Odenwälder Dorfcheckern, Studenten auf Heimreise, Studenten auf Camping-Ausflug. Begleitet von der treuen Lektüre (immer noch Prinzhorn) und Zitronenwaffeln, immer noch am neusten Text schreibend.

Andererseits die Möglichkeit nette und spannende Menschen wiederzutreffen und viele neue, interessante Menschen kennen zu lernen. Gespräche, die in der Themenwahl von Nutella (die, die da waren, wissen wovon ich rede) zum Übergang lebendig-tot variierten. Ein Publikum, das gebannt den Worten der Vortragenden lauscht und dann den Kontakt zu ihnen sucht. Und natürlich - Co-Slammer, die Texte vortragen, die einem Gänsehaut geben, die einen aufspringen wollen lassen. Die gleichzeitig ehrlich und schön sind, auch wenn zur Schönheit eine ehrliche Hässlichkeit gehört.

Und natürlich eine der bizarrsten After-Show-Parties.

Nach dem Mannheimer Horror-Slam (reine Comedy-Texte, die Witze allesamt so flach und uralt, dass Mittermeier im Vergleich dazu schon wie hohe Literatur wirkt) brauchte ich genau so etwas, um mir wieder Glauben an das Genre, an die Szene zu geben. So genug Pathor für einen Abend.
An der Stelle noch ein großes Danke an L. für die halsbrecherische "zum Bahnhof bring"-Aktion am Samstag.

Samstag, 21. April 2012

Slam-Texte

Hier die beiden Texte, die ich in Hof geslammt habe. Für die, die es interessiert: das ist in etwa mein aktueller Schreibstil (beide Texte sind jünger als ein Monat).

Hier könnte ein neuer Blogpost stehen

Eigentlich könnte ich hier meine Eindrücke vom Hofer Slam und dem Hof-Trip als solchem festhalten.
Aber das mache ich eher morgen oder Montag, wenn ich etwas mehr Abstand dazu und nicht das Gefühl habe, noch mittendrin zu sein.

Nur so viel dazu: ich bereue die 5 Stunden Bummelbahn-Fahrt nicht.

Donnerstag, 19. April 2012

Hindernisse

Normalerweise zeige ich mich von Hindernissen auf meiner Laufstrecke unbeeindruckt, seien es jetzt Straßenschäden, Baustellen, wegen Forstarbeiten abgesperrte Straßenabschnitte - ich renne trotz allen Hinweisschildern und Absperrungen da lang.

Als ich jedoch heute am Rand einer inzwischen abgerissenen Brücke, die über eine Autobahn hinweg führte, stand, musste auch ich mich geschlagen geben.

Zeit


Zeit ist eine selbsterfüllende Prophezeiung,

denn was vergeht, ist nicht die Zeit,
was vergeht,
das sind wir,
wartend auf Zeilen auf Papier,
auf ehrliche Töne aus dem Äther,
auf ein Versprechen auf ein Später,
das auch morgen noch gefällt.
Doch gefallen
sind wir längst.

Wir brauchen alle
noch etwas Zeit,
ich brauche dich,
wir brauchen Arbeitsplätze
und ein neues Telephon,
jedoch zu guter Letzt
haben wir das alles schon,
es fehlt nur noch eins,
das wir nicht haben
und jeder wirklich braucht -
uns selbst, das
eigene Ich.
Du spürst es doch auch.

Unser Zusammenbruch
ist ein Außeinanderbrechen
in Realität und Träume,
in zwei Scherbenhaufen:
Doch ein Kehrblech ist nicht weit
und Sekundenkleber
kann man kaufen.

Zeit ist eine selbsterfüllende Prophezeiung.

Ich durchlebe Wanderjahre,
die entwurzelt an mir vorüberziehen,
halte mich fest an Momenten,
doch auch sie sund nur geliehen,
von Lehrstunden,
die sich durch nichts füllen lassen
und uns Inhalte vermitteln,
die wir versuchen zu fassen,
mit zitternder Stimme, im Nachhinein.

Mit einem “Komm mir bloß nicht zu nah”
schließ ich meine Tür zu,
um alleine zu sein,
viel zu spät, denn dann bist du
schon längst in mein Herz geschlossen.
Nachdem alle Tränen verflossen
sind, verbrennen wir Brücken hinter uns,
um ein neues Leben anzufangen,
und entkommen doch nie den alten Ufern,
ihren Emotionsdunst-
kreise, wo wir unsere Anker ausgeworfen haben.

Zeit ist eine selbsterfüllende Prophezeiung.

Die Vergangenheit der Welt
ist es was das Jetzt zusammenhält,
versteckt sie sich doch viel zu dürftig
hinter der Gegenwart,
durch Hintergründe und Historien.

Auch weit weg vom Meer
hört man die Wellen,
man muss es nur wollen,
sich nicht fragen, wie es sein kann,
was das soll und
wieso und warum,
sondern hören.
Jag alle Gedanken fort, die sich
gegen deinen Traum verschwören,
schick sinnlose Melodien durch ihre
Ohrwurmlöcher ans Ende
des Weltalls und lausche!
Hörst du es jetzt?
Das Schäumen, das Tosen, das rhythmische Rauschen?

Zeit ist eine selbsterfüllende Prophezeiung.

Irgendwann wird jeder
als sein eigener Feind auferstehen,
an sich selbst zugrunde gehen.
Wir morden uns selbst mit jedem Atemzug
in dieser dünnen Luft,
mit jeder abgelaufenen Sekunde,
jeder weggeworfenen Stunde,
anhand von Mindesthaltbarkeitsdaten,
die wir selbst an sie vergeben,
Als meinen Freitod wähle ich das Leben.

Denn, Zeit ist

Besondere Fähigkeiten

Die meisten Menschen haben irgendeine besondere Fähigkeit, ein unentdecktes Talent, fast schon an heldenhafte Superkräfte grenzend.

Meine scheint es zu sein, immer und immer wieder auf die Schnauze zu fliegen und dabei eine erstaunliche Lernresistenz an den Tag zu legen.

Mittwoch, 18. April 2012

Erschreckend

Erschreckend ist es, nichts von Bedeutung, Inhalt oder Belang zu sagen zu haben.

Kann man jedoch nicht einmal Trivialitäten von sich geben, fühlt man sich...

Sonntag, 15. April 2012

Dualismus

Normalerweise finde ich alle dualistische Menschenbilder (also eine Unterteilung in Körper und Geist/Seele) haltlos und kann mich ihnen nicht anschließen.

Normalerweise.

Wenn man aber zum vierten Mal in zwei Monaten krank wird, fängt man schon an eine Verschwörung seines Immunsystems gegen die eigenen Pläne (sozialer, politischer, bildungstechnischer und läuferischer Natur) zu glauben.

Hoffe jetzt einfach, dass sich zum Schnupfen und zur Müdigkeit kein Fieber und kein Husten dazugesellen.

Freitag, 13. April 2012

Familienbesuch

Ich lerne zum wiederholten Male: Dorfleben ist nichts für mich. Ich sehe keinen Grund, Menschen zu grüßen, die ich nicht kenne, ich mag es nicht, wenn man mir bei der Gartenarbeit zuwinkt und "Na, fleißig?" zubrüllt. Ich interessiere mich nicht dafür, wer gestorben ist und wer ein Kind bekommen hat, weil ich mich nicht einer Schicksalsgemeinschaft, die sich dadurch definiert, dass die Wohnsitze der Menschen nah beieinander sind, zugehörig fühle.

Dienstag, 10. April 2012

Today I learned...

Manchmal erscheinen einem die trivialsten Zusammenhänge wie große Epiphanien.

Meine heutige Denkleistung: "Wow, wenn man früh aufsteht, kriegt man ja einen Haufen Zeug erledigt! Und das noch bevor es wieder dunkel wird."

Aber wenn ich so viel Zeug erledigt bekommen habe - wieso fühlt sich der heutige Tag nun doch so leer an?

Wahn

Breivik ist nun also doch zurechnungsfähig. Laut einem zweiten Gutachten.

Ich befürchte ja, dass sich die Ärzte, die das zweite Gutachten erstellt haben, von den revanchistischen Stimmungen der Öffentlichkeit haben leiten lassen, hoffe aber, dass sie das Gutachten nach bestem Wissen und Gewissen in einem ergebnisoffenen Prozess der Beobachtung erstellt haben.

Eine sehr spannende Frage, nicht nur auf Breivik bezogen.
Ab wann ist eine Überzeugung ein Wahn?

Wenn jemand behauptet, er/sie/es würde Pickel im Gesicht bekommen, weil seine Nachbarn, die mit der Feuerwehr unter einer Decke stecken, nachts über eine Leiter in seine Küche klettern und ihm ein Allergen-Pulver in die Milch mischen, dann fällt es leicht, das als paranoiden Wahn einzustufen.
Wenn jemand gegen die hohen Benzinpreise wettert und die Vermutung aufstellt, dass die Ölkonzerne ja alle ein Kartell gebildet hätten, dann mag man seine Meinung teilen oder nicht - aber man würde diese Aussage nicht als Anhaltspunkt für eine psychiatrische Diagnose nehmen.

Was ist nun mit politisch-gesellschaftlichen Verschwörungstheorien? Ab wann sind sie abwägig genug, dass man sagen könnte, dass jemand psychisch krank sein muss, um daran zu glauben?

Ich beneide die Gutachter nicht.

Sachen, die ich vor dem Halbmarathon noch lernen muss

1) Mich überholen lassen, ohne dabei zu beschleunigen.

2) Wenigstens etwas Flüssigkeit im Magen behalten, obwohl ich renne.

3) Spottende Leute am Straßenrand ignorieren, statt auf beleidigende Gesten zurückzugreifen.

Montag, 9. April 2012

Heilig

Und weil ich es ja versprochen habe, mal wieder ein älterer Text:

Grundsatzentscheidungen

Wie ich bereits in einem anderen Post angedeutet habe, ist meine Haltung zum Genre des "Comedy" oder des "humoristischen Texts" sehr ambivalent. Über eine gute Satire (Tucholsky), durchdachtes Kabarett (Kling, Pispers) oder aber auch einfach nur einen gut geschriebenen Text, wo die Absudität des Alltags mit reichlich Wiedererkennungswert dargestellt wird, (der eine oder andere zeitgenössische Slammer) bin ich durchaus fähig mich zu begeistern und zu amüsieren.
Was das selber schreiben angeht - ich habe einige erste Versuche unternommen und sie sind (zu meinem Erstaunen) mir nicht vollkommen misglückt.

Aber dennoch: es fühlt sich nicht richtig an. Es war, wie mit verstellter Stimme zu schreiben.

Nun stehen bei mir in den kommenden drei Wochen drei Poetry Slams an (ja nachdem, wie das Los entscheidet, vielleicht auch nur zwei). Und langsam wird es Zeit, die Texte, die ich dort vortragen werde, auszusuchen. Und da kommt die schwere Entscheidung um die Ecke.

Samstag, 7. April 2012

Religionsfreiheit

Vehement verteidigte Herrmann in dem Interview das Aufhängen von Kruzifixen in Klassenzimmern: "Ich verstehe nicht, welches Problem Einzelne damit haben, wenn in Schulen das Symbol unseres christlichen Glaubens hängt. Die Mehrheit der Menschen in Deutschland sieht darin nach wie vor die entscheidende Prägung unseres Landes. Zur Religionsfreiheit gehört auch, dass eine andersdenkende Minderheit das akzeptiert."

Schreibt die Süddeutsche Online hier.

Also es tut mir leid, aber mir ist eine andere Definition von Religionsfreiheit geläufig.

Gewiss, Religionsfreiheit  bedeutet nicht "Freiheit von Religion", Gläubige sollen auch gerne weiterhin ihren Glauben praktizieren dürfen. Aber da darf die Mehrheit (die laut Statistiken inzwischen nicht einmal mehr eine 2/3-Mehrheit ist) nicht schnell mal eben dem gesamten Rest ihre Symbolik (die, wenn man näher hinschaut/hindenkt, auch noch ziemlich verstörend und makaber ist) in öffentlichen Räumen aufzwingen. Erst recht nicht, wenn es Kinder sind, die in ihrem Welt- und Menschenbild noch leichter zu beeinflussen sind.

Unsicherheit

Mit reichlich Verspätung (da ich am eigenen Leib die Auswirkungen von Zahnschmerzen auf die kognitive Leistungsfähigkeit untersuchen durfte), hier mein aktueller Filmtipp:

Sonntag, 1. April 2012

Energie

Mehrere Kilometer durch die Gegend laufen? Kein Problem.

Mich über die US-Gesundheitsreform informieren? Gerne doch.

Philosophische Diskussion über Wahrnehmung und Solipsismus führen? Aber klar.

Ausstehende Korrespondenz erledigen? Keine Kraft, erschöpft.

Sitze nun etliche Stunden an einer Email. Und bei denen davor war es auch nicht besser.

Manchmal überrasche ich mich selbst. Und manchmal schaue ich mich selbst an und denke mir "Was zum Teufel?"