Mittwoch, 9. Juli 2014

Grau

Regenschleier.
Ein schönes Wort und schönes Wetter (es sei denn, man muss längere Strecken Rad fahren o.Ä.).

Wetter zum zuhause zusammenrollen, lesen, Musik hören, Tee trinken (ja, ich nehme alle Klischees mit, aber da ich dies auch kommentiere, kann ich mich selbst wiederum ironisch davon distanzieren).

Nur doof, dass Schleier auch immer zum Verklären des Dahinterliegenden veführen. Dass es bei Regen so viel leichter fällt, sich die Welt hinter den Fensterscheiben schön zu träumen.
Und im Schön-Träumen bin ich leider sehr gut.

Professionelle Distanz

Ich mag es, Patient*innen zu haben. Ich mag es umso mehr, sympathische Patient*innen zu haben. Und noch mehr, sympathische und intelligente (und oftmals gesitig frühreife) Patient*innen zu haben.

Wo es kippt, ist wenn ich Patient*innn behandeln soll, bei deren Problemen ich eigentlich nur trauig den Kopf schütteln und "Hast recht. Die Welt ist scheiße, ein Großteil der Menschen sind inolerant und oberflächlich und langweilig und dennoch ist man selbst genauso ein Mensch mit denselben Macken und nicht so hochgeistig, wie man es gerne wäre, und verspürt das Bedürfnis nach Gemeinschaft und einfach nur Anerkennung. Du hast es erfasst, viel mehr gibt es dazu nicht zu sagen, man muss mit dieser Kränkung des eigenen Ego leben, die Zähne zusammenbeißen und fleißig weiterstapfen."

Das mag ich weniger. Das stürzt in Sinnkrisen.

Mittwoch, 9. April 2014

Dann mal... Pseudoliterarische Gehversuche

Es fing an mit einer Idee an, die ich eigentlich auch in einen einzelnen Satz hätte packen können.

"Ich gehe gerade vor die Hunde; würden jetzt nicht selbst die Hunde vor mir weglaufen."

Und daraus wurde ein Text:

Montag, 17. März 2014

To post or not to post?

Soll ich hier (wieder) den einen oder anderen pseudoliterarischen Gehversuch von mir reinpacken oder nicht?

Meinungen?

Nachtrag:  Die Frage war schon ernst gemeint. Kommentare mit euren Meinungen dazu (mit anderen Worten: wollt ihr den Scheiß lesen oder nicht? ^^) sind explizit erwünscht.

Sonntag, 2. März 2014

Distemper

Distemper sind eine russische Ska-Punk Band. Und, ich dachte mir, dass ihnen deutlich mehr Bekanntheit und Aufmerksamkeit zustehen sollten.
Zum einen, weil ein Großteil meiner deutschsprachigen Filterbubble (mit einigen Ausnahmen ^^) kein Russisch sprechen. Zum anderen, weil eins mit der russischen Gesellschaft und mit russischer Musik wohl in erster Linie kaum so Konzepte wie Toleranz, Menschenrechte und Antifaschismus verbinden würde.

Donnerstag, 27. Februar 2014

Frühlingsabende

Wer die Nachtigall stört,...

Montag, 24. Februar 2014

Pauschalpazifismus

"Wir lehnen jede Form der Gewalt kategorisch ab."
Diesen Satz hört und liest eins oft - bei der Auftaktansprache von Demos, im Selbstbild von Gruppierungen und Bewegungen, bei Statements zu umstrittenen Aktionen.
Und diesen Satz halte ich für eine komplette Lüge.

Erfrierungswunden

[wirrer Text zu meinen Eindrücken von Permafrost noch in der Mache; wird bald hier hochgestellt ist nun entstanden; erscheint mir ungelungen, wird aber der Vollständigkeit halber reingestellt: soll's auch eine Art Dokument des Scheiterns sein]

Der Welt ent-rückt. Ruckelndes Stakkato-Staunen, interpunktiert von Verloren-Sein. Neben sich stehen, inmitten von anderen.

Andere. Wer ist wer, hinter wem kann ich mich verstecken, wer kommt gleich auf mich zu. Mit einer Aufforderung, Ansprache, Sprache, Handlung. Blick. Wie viel ist Rolle, was ist Sein. Ontologische Überlegungen zur Reihenfolge von Rolle und Sein versinken in der Stille einer schmerzhaften Pause.
Will ich mich verstecken? Und hinter was - Menschen, Museumsmumienmöbeln, Masken? Alternative zum Verstecken ist die Reaktion. Reagieren regiert unser Handeln. Und Nichthandeln ist die schwierigste Reaktion, da ohne Aktion nur ein zitterndes Re übrigbleibt. Nicht-nicht-Kommunizieren. Halt die Fresse, Watzlawick!

Kristallines Panorama. Unpassende Puzzlestücke ergeben ein treffendes Bild. Eigene Zerrfratze im bewegten Spiegel. Ätzender Ekel lädt zum Sich-Auflösen ein. Wegsehen wollen stärkt nur die Präsenz der Bilder.

Surrealität im Hier und Jetzt. Das "Kann es sein?" ohfeigt mit einem "Ja". Wortbilder lachen dich für jeden Gedanken und jede Pose aus.
Ich glaube, ich schweige jetzt.

Sonntag, 16. Februar 2014

The Art of Doublethink

tl;dr: Wenn eins im Krankenhaus arbeitet, bekommt eins viele heftige Sachen mit. Und zwar immer versehen mit einem Namen, einem Gesicht und oft auch einer Geschichte. Und diese nehmen eins mit. Und trotzdem kann eins parallel dazu lachen und dem ganz normalen Alltagskram nachgehen. Und ja, eins fühlt sich zynisch dabei. Aber diesen Zynismus nimmt eins irgendwie in Kauf, um nicht zusammenzubrechen.

[TW: realistische Darstellung der Arbeit in der Pflege und körperlicher und geistiger Gebrechlichkeit; viel Zynismus]

Dienstag, 11. Februar 2014

Rechte Tendenzen - ein Problem der bildungsfernen Schichten?

Es gibt da eine Aussage, die eins im Diskurs über rechte Tendenzen (allen voran über Rassismus, aber auch in Bezug auf Homophobie, Sexismus, Ableismus usw.) in Deutschland (und soweit ich's mitbekommen habe auch in anderen Ländern der "westlichen Welt") hört. Manchmal wird sie explizit so formuliert, oft ist sie "nur" implizit in Argumenten oder auch der Berichterstattung enthalten. Aber das macht sie nicht weniger präsent im Bewusstsein der Diskursteilnehmer_innen.

"Ja, es gibt Menschen, die rassistische (homophobe/sexistische/ableistische...) Einstellungen haben, aber das ist nur ein Problem der bildungsfernen Schichten."

Sonntag, 9. Februar 2014

Eine Karte des Permafrost-Gebiets

Ein Mann sitzt zitternd auf dem Boden, sortiert gefrorene ganze Heringe. Formt aus den Eisstückchen, die an den Fischen kleben, einen Schneeball, den er weinend sich fest an die Brust presst. Er sieht mich an und fragt dann mit einer Traumwandlerstimme, ob ich ihm helfen würde. Ob ich mit ihm die Fische sortieren würde. Wir sortieren die Fische. Alle mit dem Kopf in eine Richtung, die mit einer geraden Schwanzflosse auf eine, die mit einer gebogenen auf die andere Seite.
Und auf eine seltsame Art und Weise habe ich aber das größere Gefühl der Surrealität, als die Performance vorbei ist und ich mich durch die normalen Mannheimer Abendstraßen bewege.

"ich habe auf diesen berg da gewollt, warum weiß ich auch nicht so genau, und jetzt sind meine zehen schwarz und ich werde jetzt gleich hier sterben in diesem eisgebirge"

Permafrost

Gestern im Mannheimer zeitraumexit die Inszenierung "Permafrost" des Ensembles RAMPIG gesehen.

Bin so beeindruckt und weggeflasht, dass ich mal zwei Posts dazu gemacht habe:
Einmal der Versuch einer Rezension auf inhaltlicher Ebene und der Versuch eines Versuchs die Wirkung auf mich strukturiert und verständlich darzulegen: hier

Und einmal ein unstrukturiertes Drauf-Los-Geschreibe zu meinen Eindrücken von der Inszenierung insgesamt: hier

Dienstag, 4. Februar 2014

"Inländer-Rassimus"

Vor einigen Monaten tobte durch Twitter (mal wieder) eine Diskussion über "Inländer-Rassismus", ausgelöst durch einen Tweet darüber, dass es auch in den türkischen Gemeinden in Deutschland rassistische Vorurteile und/oder Ressentiments gegenüber Deutschen gibt.
Ich habe diese Diskussion erst nicht mitbekommen und dann, als ein guter Freund mich darauf aufmerksam machte, war mein erster Impuls, diese Diskussion gleich abzublocken. Aber aus der Diskussion mit besagtem Freund über dieses Thema entstand die Idee für einen Blogpost.

tl;dr - Ja, es gibt in Deutschland auch Menschen mit Migrationshintergund, die gegenüber "Deutschen" (was auch immer unter diese Definition fallen mag) Vorurteile und/oder Ressentiments hegen. Aber sich darauf zu beziehen ist in einem (größtenteils deutschen) Diskursrahmen eine Art von Derailing, die das Augenmerk von den tatsächlichen Problemen mit Rassimus weglenkt.

Also, im Gespräch mit besagtem Freund, der selbst einen Migrationshintergrund hat und in diesem Kontext Äußerungen von anderen russischstämmigen Menschen in Bezug auf "Deutsche" zitiert hat, musste ich recht schnell erkennen, dass es dieses Phänomen durchaus gibt. Um es nochmal zusammenzufassen: ja, es gibt in Deutschland Menschen mit Migrationshintergrund, die sich auch mal abfällig über "die Deutschen als solche" äußern und die zum Teil auch sich deshalb diesen gegenüber auch argwöhnisch verhalten.

Dennoch ist dies kein Grund, dies mit Fremdenfeindlichkeit (im Sinne von "Deutsche, die Ressentiments gegenüber Mensche mit Migrationshintergrund hegen") gleichzusetzen.
Denn:
a) "wie es in den Wald ruft, so schallt es heraus". Eigentlich selbsterklärend - wenn eins als Mensch mit Migrationshintergrund tagtäglich in Deutschland auf Rassismus seitens der Behörden oder Medien oder Gruppierungen oder Einzelpersonen stößt, dann kann ich es bestens verstehen, wenn eins dann nicht mehr so gut auf deutsche Staatsbürger zu sprechen ist;

b) wenn Menschen mit Migrationshintergrund Diskriminierung erfahren, so hat es oft auch einen institutionalisierten Aspekt. Mit anderen Worten, es sind nicht nur Einzelpersonen, die rassistische Äußerungen bringen und/oder sich rassistisch verhalten, sondern auch Behörden. Zum Beispiel: wieso fragen Standesamte im Geburtsurkunden-Formular ab, ob ein Elternteil des anzumeldenden Kindes "deutsch per Geburt" oder "deutsch per Einbürgerung ist"?
Das hat eine ganz andere Qualität, als wenn die Diskriminierung "nur" von Privatpersonen ausgeht und prägt eine gewisse Reaktanz (siehe Punkt a) und Punkt d) für die Folgen/Implikationen dessen) und lässt das Problem auch gleich in einer ganz anderen Liga spielen;

c) die Frage, die sich eins stellen muss, ist: welche Folgen haben dann solche rassistischen Ressentiments? Und da muss eins ganz klar feststellen (um mal eine Quelle zu nennen:Bundeskriminalstatistik 2011), dass es deutlich-deutlich-deutlichst mehr Körperverletzungen/Morde/sonstige Verbrechen von Deutschen gegenüber Menschen mit Migrationshintergrund gibt, als andersherum (siehe Causa NSU, siehe Rostock-Lichternhagen);

d) es gibt eben medial/im Alltagsleben/in der poltischen Repräsentierung ein klares Ungleichgewicht von Präsenz und Mehrheitsverhätnissen der beiden Gruppen. Dementsprechend werden die Ressentiments der majority-Gruppe sehr viel schneller relevant, nahezu immer zum Nachteil von minority-Gruppen.


Ja, sobald ein ausreichend großes Sozium betrachtet wird, finden sich darin stets einige Rassisten (aka "Menschen, die Vorurteile/Ressentiments gegenüber Menschen einer anderen Ethnie/Hautfarbe/kulturellen Prägung/usw. hegen"). [Ja, selbst in "linken" Gruppierungen, auch wenn "Antirassimus" ja eigentlich ein Kernthema von linken Bewegungen ("als solchen") sein sollte.] Aber dies festzustellen ist so ähnlich wie zu sagen, dass sich in jedem halbwegs großen Sozium stets Arschlöcher finden lassen.

Die Frage, die diskursrelevant ist, ist die, welche Folgen und somit auch welchen Handlungsbedarf dies jeweils mit sich bringt. Und da sehe ich es als eindeutig an, dass wir in Deutschland viel-viel deutlicher ein Problem mit Rassismus von Deutschen gegenüber von Menschen mit Migrationshintergrund haben als andersherum. Dementsprechend ist es für mich auch mit Abstand relevanter sich auf diesen als Problem zu fokussieren.
Und die Feststellung von "Ja, auch unter Türken gibt es rassistische Meinungen in Bezug auf Deutsche" ist in meinen Augen ein Gemeinplatz (denn siehe den Punkt mit "in jeder (ausreichend großen) Gruppe gibt es einige Arschlöcher"), der insofern gefährlich ist, dass er
a) die Aufmerksamkeit von eigentlichen Problem ablenkt;

b) eine Art perfides victim blaming betreibt.

P.S. Auf die Bitte von "besagtem Freund" hin, möchte ich an dieser Stelle auch auf die Parallelen zum Sexismus-Diskurs hinweisen.
Denn was die ganzen "what about the men"-Argumente angeht: ja, auch ich sehe ein, dass Männer, die nicht dem gesellschaftlichen Männlichkeitsideal entsprechen, durchaus doofe Sprüche/Mobbing/Diskriminierung zu erleiden haben, und dass es auch durchaus Männer gibt, die Opfer von sexuellen Belästigungen oder sexuellem Missbrauch geworden sind.
Allerdings - gesellschaftlich (und eben nicht auf den Einzelfall bezogen) betrachtet - spielen sowohl rape culture als auch sexistische Diskriminierung im Beruf/Alltag in Bezug auf Frauen eine deutlich größere Rolle.
Dementsprechend finde ich es auch eine Art von Derailing und Ablenkung-vom-"eigentlichen Problem"-Taktik, z.B. in der #aufschrei-Debatte mit "aber Männer werden doch auch diskriminiert"-Argumenten anzukommen

Freitag, 17. Januar 2014

Jenseits der Zen-Schallmauer

Manchmal kann ich über meinen elitär-antikonformistisch-ironischen Schatten springen und höre dann doch sentimentale Musik, die einfach schön ist.
Stell dir vor, du wärst wieder allein unter Leuten
Sängst traurige Lieder vom Sein und Bedeuten
Vom Schreien und Sich-Häuten
Vom Wollen und Nicht-Kriegen
Von Kriegen und Frieden
Vom Niemals-Zufrieden-Sein

Und plötzlich ein Schlag und du kriechst auf allen Vieren
Und deine Stimme in deinem Ohr sagt, du sollst nicht lamentieren
Sie sagte:

Schluss mit den Faxen und Schluss mit dem Greinen
Mit einem Tritt in die Haxen und einem Kuss, der zum Weinen wär
Hielt er dich fest und auch wenn du dich wehrtest
Wenn du dir nicht glauben kannst, dass du es wert bist

Alles ist alles ist alles
Dir ist alles erlaubt und alles gegeben
Alles geglaubt und alles vergeben
Und alles wär drin und alles daneben
Es wär alles getan und alles vergebens
Und gut
"Alles", Wir sind Helden