Dienstag, 26. Juli 2011

Eurozentrisch bis zum Ende

Oslo...
Ich glaube, ich muss nicht viel dazu sagen.
Daraufhin auf die Notwenidgkeit von Vorratsdatenspeicherung und Generalverdacht zu pochen ist zynisch - und nichts anderes.
Ich hoffe, unsere Gesellschaft nimmt es endlich mal zum Anlass, nicht nur den aggressiv-platten (Landser hörenden, mit Glatze rumlaufenden) Rechtsextremismus, sondern auch den als Konservatismus und Islamkritik getarnten Populismus und Rassismus der Familienväter und "der war doch so ein netter Typ"-Nachbarn als menschenverachtend anzuerkennen.

Aber nein, nicht um Oslo soll es hier gehen.

Sondern einfach nur ein Vergleich: in Norwegen sind circa 80 (die Zahlen variieren und schwanken) Menschen ums Leben gekommen. Darunter viele Jugendliche.
Schlimm, zweifelsohne tragisch.

In Ostafrika sterben jeden Tag Hunderte von Kindern. Und zwar langsam und qualvoll.

Regt sich da jemand drüber auf?

Freitag, 27. Mai 2011

Von Samsas und Menschen

Für alle, die einen mp3-Player, 0,5-1 Euro und 15 Minuten Zeit haben: ich habe eine höchstamüsante neue Unterhaltungsform gefunden.
Man geht ins nächste Kaufland (oder einen anderen Supermarkt Ihrer Wahl) und holt sich eine Kleinigkeit zum Frühstück (oder irgendetwas anderes des täglichen Bedarfs). Stellt sich in die Schlange an der Kasse.
Landet dabei zwischen zwei Grüppchen wohlfrisierter und bemanikürierter, nach irgendeinem Duftwässerchen miefender, dezent zugepuderter und geschminkter Schülerinnen, die sich ihre Landliebe-Schokomilch-Päckchen und ihrer Cola-Zero-Fläschchen holen. Lauscht unfreiwilligerweise ihren Gesprächen ("der Marc, der freut sich ja wahnsinnig auf Ibiza, ich meine, ich kann ihn ja verstehen, wenn ich er sein würde (sic!), wär' ich auch froh mal von seiner Freundin wegzukommen, hihihi" hinter mir, "und da geh' ich also in H&M, ja? und da seh ich so ein voll süßes Teil, so ein lila und mit so Trägern, ja? und dann probier ich's also an, un'..." vor mir).
Und - und das ist der eigentliche Spaß am ganzen - hört parallel dazu mithilfe des mp3-Players Samsas Traum. "Kugel im Gesicht" und "F.M.N.F." haben sich echt gut bewährt (für alle, die mit dem Schaffen dieser Band nicht so vertraut sind, hier die Texte, denn auf die kommt es primär an: http://lyrics.wikia.com/Weena_Morloch:Kugel_Im_Gesicht_%289mm%29 und http://lyrics.wikia.com/Samsas_Traum:F.M.N.F. ). Und stellt sich einfach nur die Gesichtsausdrücke der Mädchen vor, würde diese Musik jetzt über die Lautsprecher der Ladens erschallen oder würden sie überhaupt mitbekommen, was ich da höre.

Herrlich...

Donnerstag, 12. Mai 2011

Zwei Seelen wohnen, ach...

Recht hatte er, der Faust, der Heinrich, der Doktor...

Mir geht es mit meinen Menschen- und Weltbildern so.

Einerseits das Optimistische, das Hoffnungsvolle. Der Mensch als solcher ist gut und nur von Macht und Geld korrumpierbar, korrumpiert. Die Welt hat einen Zweck, und sei es nur möglichst allen Menschen ein würdevolles Leben zu bieten, das Leben ist nicht sinnfrei, und sei der Sinn nur darin zu leben, das Leben nach seinen Wertvorstellungen zu führen. Die Versuche, die Gesellschaft zu verbessern, lohnen sich, da man sie gerechter gestalten kann. Die Versuche, dem einzelnen Menschen zu helfen, lohnen sich, und wenn man sein Leben, seinen Tag auch nur ein bisschen schöner macht.

Ohne diese Haltung wäre mein poltisches Engagement nicht denkbar. Ohne diese Einstellung bräuchte ich nicht Medizin zu studieren, bräuchte ich nicht Kinder- und Jugendpsychiater werden wollen.

Andererseits meine persönliche, pessimistische Sicht der Dinge, die weniges meinem Verstand, sondern meiner Gefühlswelt entspringt, die ich in meinem Schreiben in Worte und Sprachbilder fasse. Geprägt vom Fatalismus, Subjektivismus, Relativismus, Existentialismus und ganz vielen anderen -ismen. Die Sicht, die der Sinnbefreitheit der Existenz (und erst recht des Lebens) direkt ins Gesicht blickt, die ganz misanthropisch den Egoismus der Menschen sieht. Die den Alltag und das Pragmatische als banal und hässlich sieht. Die in jedem Menschen eine Insel sieht, die erkennt, dass menschliche Kommunikation immer nur durch Filter und Interfaces möglich ist, dass egal, wie sehr man sich ausstreckt, man einen anderen nie berühren werden kann.

Jeder stirbt für sich allein.

Ja, jetzt wisst ihrs. Könnt es einrahmen und ins Regal legen.

Sinn? Keiner.

Mittwoch, 9. März 2011

Spiel, Spaß und Spannung - jetzt ganz legal. Und ohne Schoki

Hallo Datenfriedhof namens Internet (mich würde schon interessieren, wie es sich für ein Wesen mit der Fähigkeit, riesige Input-Mengen gleichzeitig zu verarbeiten, anfühlt, grob durch das Internet zu wühlen, durch die vielgeklickten Seiten genauso wie durch Videos mit nur 15 views, verwilderte Blogs, verwahrloste Homepages, die noch in den 90ern HTML-hardkodiert wurden - es hat sicher etwas davon, durch den sich über Jahrzehnte angesammelten Kleinkram auf dem Familiendachboden zu stöbern, nur eben in viel größeren Dimensionen...),

ich kann gerade vermerken, dass es absolut tolle legale Drogen gibt. Beziehungsweise, dass es sich durchaus lohnt, eine vierteljährige Kaffee-Abstinenz einzulegen, um sich dann wieder mit Koffein vollzupumpen.
Die Wirkung ist unbeschreiblich. Und gerade deshalb versuche ich jetzt, sie zu beschreiben.
1-2 Tassen Kaffee in normalstark mögen tatsächlich bloß die Wirkung haben, dass sie schmecken (von angenehm bitter bis "bäh, meine Zunge fällt vor lauter Säure ab!") und wach machen. Aber eine 3/4-Kanne Schwarztee und 3 Becher überstarken Kaffee geben ganz andere Effekte.

Erst kommt die Wachheit. Das Rufen des Bettes wird immer leiser, bis man tatsächlich auf einmal Lust bekommt, seine Zeit mit etwas anderem, als faul rumzuliegen, zu vertreiben.
(Ok, dann kommt die unangenehme Phase des Harndrangs, aufgrund des Trinkens von 2 Litern Flüssigkeit - aber das kennt ja jeder.)
Aber dann, dann merkt man das Koffein wirklich. Unangenehm ist dabei das leichte Zittern und das Herzrasen, das Gefühl einem wird gleich schlecht, weil der Puls zu viel Platz in Brustkorb und Oberbauch einnimmt. Umso angenehmer ist dafür das Kopfrasen. Gedanken beschleunigen sich auf Schallgeschwindigkeit (und damit auch ein Vielfaches der Sprech- und Tippgeschwindigkeit) und purzeln in einer Art ekstatischem Maskenball durchs Bewusstsein.
Blöd wird es, wenn man versucht einen Gedanken oder - noch schlimmer - eine Idee zu greifen, festzuhalten, da sie sich dann kurzerhand einfach in etwas anderes transformiert und einem wieder entweicht. Man muss es nur beherrschen, sich zurückzulehnen und dem farbenfrohen Getummel zuzuschauen, das scheinbar zusammenhangslose Spektakel zu genießen.

Zusammenhangslos? Says who? Wer bestimmt eigentlich, dass die Assoziationskette "Hm, ich bin mal gespannt, ob mein Paket heute ankommt - wenn es endlich ankommt, kann ich auch in aller Ruhe einkaufen gehen - ach, ich muss daran denken, Salz und Öl zu kaufen, das hatte ich ja schon beim letzten Mal vergessen - die letzte Flasche Öl war aber auch schnell aufgebraucht, ich sollte echt mit weniger Öl kochen, ist ja auch schließlich ungesund und ich passe auch kaum noch in die-und-die schicke Jeans" mehr Sinn beinhaltet als das Gewirbel von "oh, eine leere Weinflasche auf dem Tisch, wo sich im Grün der Baum vor dem Fenster spiegelt - hihi, der Baum ist genauso grün wie die Flasche, dafür aber lebendig, obwohl die Flasche glänzt und dadurch fast lebendiger aussieht - hm, ob wir Menschen eigentlich auch nur lebendig wirken und aussehen, aber eigentlich nur Roboter sind und die eigentlichen belebten/beseelten Lebenwesen, ahc-was-weiß-ich, Stein sind? - die Stadt hat doch eh ein Eigenleben, auf das ein mensch kaum Einfluss hat, wir Menschen fleißen nur durch und die Stadt zerkaut uns oder spuckt uns wieder aus, als hätten die Häuserschluchten mehr Macht über unser Schicksal als wir - Schicksal, was für eine blöde Vorstellung, alle Atome wirbeln sich doch in jedem Zeitpunkt neu zusammmen und es ist bloß Zufall, dass wieder etwas ähnliches rauskommt etc."?

Alles ist bunt und irgendwie aufregend, wenn auch der Tatendrang, der einen überkommt, sich anfühlt wie eine Katze, die versucht aus einem zugeknoteten Sack zu entkommen.

Einfach weiter Schwarztee trinken, dass die Gedanken auch gar nicht auf die Idee kommen, abzubremsen. Denn negative Beschleunigung fühlt sich kacke an. Es sei denn man ist im richtigen Bezugsrahmen. Aber das ist man nie, denn ansonsten könnte einem der Bezugsrahmen bzw das, was darin passiert, auch egal sein.

So ähnlich stelle ich mir ADHS-haben vor. Oder auf Koks sein. Pff, wer braucht schon den Stress mit Kokain, die Illegalität, die Risiken und Nebenwirkungen (bei denen dann auch kein Arzt und Apotheker hilft), den Preis, wenn es Koffein gibt.

Werde jetzt etwas schreiben, wenn mir eine Idee lange genug im Kopf bleibt, um den Weg ins Sprachzentrum zu schaffen. Und hoffen, dass ich heute Abend meine eigene Schrift entziffern kann.