Sonntag, 18. März 2012

Eigenständiges Denken

Gestern auf dem Heimweg aus Handschuhsheim saß ich in der Straßenbahn neben einem jungen Mann, der in einem Schnellhefter las. Aus purer Neugier schaute ich auch mit rein und sah eine Tabelle. Wo mehr als die Hälfte des Textes markiert war (es mag ein Vorurteil sein, aber es ist oft ein guter Indikator für die Auffassungsgabe des Lesenden, die sich oft antiproportional zumAnteil des markierten Textes verhält). Ich las mit.

In dieser Tabelle fand ein Vergleich von Michael Kohlhaas und dem Process hinsichtlich von Punkten wie "Ziele des Protagonisten", "Rolle im Prozess", "Verständnis von Gerechtigkeit", "Rolle der Frauen" und dergleichen statt. Und diese Tabelle schien mein Sitznachbar nun auswendig zu lernen.

Nun, wenn ich in meiner Schulzeit etwas gelernt habe, dann ist es die Tatsache, dass der durchschnittliche Schüler nichts für die Schule tun wird, außer es ist Pflicht oder er verspricht sich dadurch ein besseres Abschneiden in der nächsten Klausur/Klassenarbeit.
Irgendetwas scheint im Deutschunterricht dieses jungen Mannes meines Erachtens falsch zu laufen, wenn er sich vom Durchackern einer Tabellen mit offensichtlichen Aussagen bis fast schon Gemeinplätzen, die sich alle problemlos aus dem jeweiligen Werk erschließen lassen, mehr erhofft, als vom (wiederholten) Lesen der Werke.

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