Samstag, 3. März 2012

Politik und Patienten

Vom letzten Nachtdienst gibt es keine witzigen Stories. Es war angenehm stressig, eben soweit immer viel zu tun, dass man wach bleibt, nicht aber, dass man sich total überfordert fühlt.

Dafür stand ich aber mal wieder vor einem ethischen Problem. Bin ich in der Lage, mit einem Patienten genauso respektvoll und unvoreingenommen umzugehen, wenn dieser eine politische Haltung vertritt, die in meinen Augen menschenverachtend ist, oder (vermutlich) Straftaten begangen hat, die in meinen Augen schon "unmenschlich" (auch wenn dieses Adjektiv in dem Kontext ein Widerspruch ist) sind? Was tun, wenn ein Patient bekennender Neonazi ist? Wie mit einem Patienten umgehen, der andeutet, dass er an einem Krieg oder gar einem Völkermord teilgenommen hat?

Gehe ich mit dem Patienten nicht genauso respektvoll um, wie mit allen anderen, bin ich in meinen Augen ein schlechter Arzt und habe in diesem Beruf nichts verloren. Allerdings ist es eher das Gegenteil - es beunruhigt mich, wie leicht es mir dann doch fällt, über diese menschenverachtende Haltung dieser Person hinweg zu sehen und sie mir mit biographischen Gegebenheiten zu erklären. Relativiere ich nicht dadurch meine eigenen politischen Haltungen, meine strikte Ablehnung des Faschismus?

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