Die Russische Duma diskutiert gerade einen Gesetzesentwurf, der die "Propaganda von Homosexualität" verbieten soll. Es ist auch sehr wahrscheinlich, dass dieser verabschiedet wird - schließlich gibt es das gleiche Gesetz in St. Petersburg schon seit einigen Jahren.
Mal ganz davon abgesehen, dass dieser Gesetzesentwurf allein schon dadurch eine Diskriminierung vornimmt, dass er nichts gegen eine Propaganda von Heterosexualität sagt. Mal davon abgesehen, dass die sexuelle Orientierung eines Menschen niemanden außer ihn/ihr und die Menschen, mit denen er/sie/es diese auslebt, etwas angeht (außer er/sie/es verletzt damit die Grundrechte eines anderen Individuums).
Was bitte schön soll ich unter "Propaganda von Homosexualität" verstehen?
Wieso die russische Regierung das einfädelt ist ja klar. So können sie Angehörige einer bei der breiten Masse der Bevölkerung unliebsamen Minderheit verurteilen, ohne sich den Vorwurf anhören zu müssen, sie würden Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung diskriminieren. Frei nach dem Motto: "Nein, nein, wir haben nichts gegen Schwule, aber wehe sie stellen ihr Schwul-Sein zur Schau."
Denn "Propaganda von ... " ist ein sehr dehnbarer Begriff.
Ist es Propaganda von Homosexualität, wenn jemand sagt, dass homosexuelle Beziehungen viel besser und stabiler sind als heterosexuelle? Das würden noch viele bejahen.
Was ist dann mit der Beobachtung, dass man mehr glückliche schwule/lesbische Paare kennt, als glückliche Heteropäarchen?
Was mit der Feststellung, dass Homosexualität eine genau so gesunde Normvariante ist wie Heterosexualität? Auch schon Propaganda?
Was ist mit öffentlichem Händchen-Halten eines homosexuellen Paares?
Wenn man es möchte, lässt sich jede Aussage als Propaganda auslegen.
Nehmen wir mich als Beispiel. Ich laufe gerne (also der Sport, wo man eine (längere) Strecke rennenderweise zurücklegt; ich spreche ungern von "Joggen"). Mir würde es nie in den Sinn kommen, jemanden mit "Du musst auch unbedingt laufen gehen, es tut einem so gut, man fühlt sich wie neugeboren. Mir ist egal, dass du lieber schwimmen gehst, laufen ist so viel toller" zu überfallen, weil das in meinen Augen eben blinde Propaganda wäre, von die sich mein Gegenüber vermutlich gestört fühlen würde (das Beispiel ist allerdings nicht aus der Luft gegriffen, ich kenne Menschen, die "ihre" Sportart exakt so anpreisen). Auch finde ich auch schon Aussagen wie "Ach, seit ich laufe, fühle ich mich viel vitaler und ich habe abgenommen und-und-und" grenzwertig. Aber eine Aussage wie "Mir macht Laufen richtig Spaß" finde ich erst einmal komplett unbedenklich.
Würde man mir damit an den Kragen wollen, könnte man dennoch argumentieren, dass ich mehrmals meine Zufriedenhait mit dem Sport des Laufens bekundet habe und damit bei meinen Zuhörern positive Konnotationen erzeuge und sie damit eventuell dazu bewegen könnte auch mit dem Laufen anzufangen. Und zack - habe ich mich der Propaganda schuldig gemacht.
Oder, anderes Beispiel: Eine Freundin hat mal gesagt, dass sie T-Shirts mit politischen Statements nicht mag und nie eins tragen würde, weil sie damit ihrer Umwelt ja Marktschreier-haft ihre Meinung (nach der sie ja keiner gefragt habe) aufzwingen würde. Da dürfte man - meiner Meinung (und Argumentation in diesem Gespräch) nach - aber auch nur noch T-Shirts ohne jeglichen Aufdruck tragen. Denn ein T-Shirt mit dem Slogan "Mindestlohn jetzt!" ist ebenso eine politische Aussage wie eins mit dem Logo "I [Herzchen] Apple". Denn indem man sich zu einer Marke derart positiv bekennt, sagt man ja auch indirekt, dass man all das gut findet, wofür dieser Konzern steht - in den meisten Fällen Gewinnmaximierung, in noch traurig vielen Fällen, um jeden Preis.
Auch die Entscheidung, ob man nun im ausgewaschenen Bandshirt oder im weißen Hemd mit Krawatte an der Hiwi-Stelle erscheint, birgt auch eine gesellschaftlich-politische Aussage (auch wenn es den meisten wohl nicht bewusst ist). Eine darüber, für wie wichtig man Formalien hält, ob man Seriösität an dem Erscheinungsbild einer Person festmacht oder an dem, was sie sagt.
Deswegen ist die Propaganda, die ein Markenkleidungs-Jünger durch die aufgenähten/-druckten Logos betreibt, genauso vorhanden, wie die, wenn jemand im T-Shirt mit einem politischen Slogan rumrennt.
Mit anderen Worten: einfach indem wir Entscheidungen treffen und bestimmte Sachen gut und andere weniger gut finden, betreiben wir alle - wenn man es so haben möchte - tagtäglich Propaganda. Dies verbieten zu wollen ist ein erschreckend großer Schritt in die Richtung von "1984", "Brave Nex World" und Konsorten.
Mal ganz davon abgesehen, dass dieser Gesetzesentwurf allein schon dadurch eine Diskriminierung vornimmt, dass er nichts gegen eine Propaganda von Heterosexualität sagt. Mal davon abgesehen, dass die sexuelle Orientierung eines Menschen niemanden außer ihn/ihr und die Menschen, mit denen er/sie/es diese auslebt, etwas angeht (außer er/sie/es verletzt damit die Grundrechte eines anderen Individuums).
Was bitte schön soll ich unter "Propaganda von Homosexualität" verstehen?
Wieso die russische Regierung das einfädelt ist ja klar. So können sie Angehörige einer bei der breiten Masse der Bevölkerung unliebsamen Minderheit verurteilen, ohne sich den Vorwurf anhören zu müssen, sie würden Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung diskriminieren. Frei nach dem Motto: "Nein, nein, wir haben nichts gegen Schwule, aber wehe sie stellen ihr Schwul-Sein zur Schau."
Denn "Propaganda von ... " ist ein sehr dehnbarer Begriff.
Ist es Propaganda von Homosexualität, wenn jemand sagt, dass homosexuelle Beziehungen viel besser und stabiler sind als heterosexuelle? Das würden noch viele bejahen.
Was ist dann mit der Beobachtung, dass man mehr glückliche schwule/lesbische Paare kennt, als glückliche Heteropäarchen?
Was mit der Feststellung, dass Homosexualität eine genau so gesunde Normvariante ist wie Heterosexualität? Auch schon Propaganda?
Was ist mit öffentlichem Händchen-Halten eines homosexuellen Paares?
Wenn man es möchte, lässt sich jede Aussage als Propaganda auslegen.
Nehmen wir mich als Beispiel. Ich laufe gerne (also der Sport, wo man eine (längere) Strecke rennenderweise zurücklegt; ich spreche ungern von "Joggen"). Mir würde es nie in den Sinn kommen, jemanden mit "Du musst auch unbedingt laufen gehen, es tut einem so gut, man fühlt sich wie neugeboren. Mir ist egal, dass du lieber schwimmen gehst, laufen ist so viel toller" zu überfallen, weil das in meinen Augen eben blinde Propaganda wäre, von die sich mein Gegenüber vermutlich gestört fühlen würde (das Beispiel ist allerdings nicht aus der Luft gegriffen, ich kenne Menschen, die "ihre" Sportart exakt so anpreisen). Auch finde ich auch schon Aussagen wie "Ach, seit ich laufe, fühle ich mich viel vitaler und ich habe abgenommen und-und-und" grenzwertig. Aber eine Aussage wie "Mir macht Laufen richtig Spaß" finde ich erst einmal komplett unbedenklich.
Würde man mir damit an den Kragen wollen, könnte man dennoch argumentieren, dass ich mehrmals meine Zufriedenhait mit dem Sport des Laufens bekundet habe und damit bei meinen Zuhörern positive Konnotationen erzeuge und sie damit eventuell dazu bewegen könnte auch mit dem Laufen anzufangen. Und zack - habe ich mich der Propaganda schuldig gemacht.
Oder, anderes Beispiel: Eine Freundin hat mal gesagt, dass sie T-Shirts mit politischen Statements nicht mag und nie eins tragen würde, weil sie damit ihrer Umwelt ja Marktschreier-haft ihre Meinung (nach der sie ja keiner gefragt habe) aufzwingen würde. Da dürfte man - meiner Meinung (und Argumentation in diesem Gespräch) nach - aber auch nur noch T-Shirts ohne jeglichen Aufdruck tragen. Denn ein T-Shirt mit dem Slogan "Mindestlohn jetzt!" ist ebenso eine politische Aussage wie eins mit dem Logo "I [Herzchen] Apple". Denn indem man sich zu einer Marke derart positiv bekennt, sagt man ja auch indirekt, dass man all das gut findet, wofür dieser Konzern steht - in den meisten Fällen Gewinnmaximierung, in noch traurig vielen Fällen, um jeden Preis.
Auch die Entscheidung, ob man nun im ausgewaschenen Bandshirt oder im weißen Hemd mit Krawatte an der Hiwi-Stelle erscheint, birgt auch eine gesellschaftlich-politische Aussage (auch wenn es den meisten wohl nicht bewusst ist). Eine darüber, für wie wichtig man Formalien hält, ob man Seriösität an dem Erscheinungsbild einer Person festmacht oder an dem, was sie sagt.
Deswegen ist die Propaganda, die ein Markenkleidungs-Jünger durch die aufgenähten/-druckten Logos betreibt, genauso vorhanden, wie die, wenn jemand im T-Shirt mit einem politischen Slogan rumrennt.
Mit anderen Worten: einfach indem wir Entscheidungen treffen und bestimmte Sachen gut und andere weniger gut finden, betreiben wir alle - wenn man es so haben möchte - tagtäglich Propaganda. Dies verbieten zu wollen ist ein erschreckend großer Schritt in die Richtung von "1984", "Brave Nex World" und Konsorten.
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