Donnerstag, 19. April 2012

Zeit


Zeit ist eine selbsterfüllende Prophezeiung,

denn was vergeht, ist nicht die Zeit,
was vergeht,
das sind wir,
wartend auf Zeilen auf Papier,
auf ehrliche Töne aus dem Äther,
auf ein Versprechen auf ein Später,
das auch morgen noch gefällt.
Doch gefallen
sind wir längst.

Wir brauchen alle
noch etwas Zeit,
ich brauche dich,
wir brauchen Arbeitsplätze
und ein neues Telephon,
jedoch zu guter Letzt
haben wir das alles schon,
es fehlt nur noch eins,
das wir nicht haben
und jeder wirklich braucht -
uns selbst, das
eigene Ich.
Du spürst es doch auch.

Unser Zusammenbruch
ist ein Außeinanderbrechen
in Realität und Träume,
in zwei Scherbenhaufen:
Doch ein Kehrblech ist nicht weit
und Sekundenkleber
kann man kaufen.

Zeit ist eine selbsterfüllende Prophezeiung.

Ich durchlebe Wanderjahre,
die entwurzelt an mir vorüberziehen,
halte mich fest an Momenten,
doch auch sie sund nur geliehen,
von Lehrstunden,
die sich durch nichts füllen lassen
und uns Inhalte vermitteln,
die wir versuchen zu fassen,
mit zitternder Stimme, im Nachhinein.

Mit einem “Komm mir bloß nicht zu nah”
schließ ich meine Tür zu,
um alleine zu sein,
viel zu spät, denn dann bist du
schon längst in mein Herz geschlossen.
Nachdem alle Tränen verflossen
sind, verbrennen wir Brücken hinter uns,
um ein neues Leben anzufangen,
und entkommen doch nie den alten Ufern,
ihren Emotionsdunst-
kreise, wo wir unsere Anker ausgeworfen haben.

Zeit ist eine selbsterfüllende Prophezeiung.

Die Vergangenheit der Welt
ist es was das Jetzt zusammenhält,
versteckt sie sich doch viel zu dürftig
hinter der Gegenwart,
durch Hintergründe und Historien.

Auch weit weg vom Meer
hört man die Wellen,
man muss es nur wollen,
sich nicht fragen, wie es sein kann,
was das soll und
wieso und warum,
sondern hören.
Jag alle Gedanken fort, die sich
gegen deinen Traum verschwören,
schick sinnlose Melodien durch ihre
Ohrwurmlöcher ans Ende
des Weltalls und lausche!
Hörst du es jetzt?
Das Schäumen, das Tosen, das rhythmische Rauschen?

Zeit ist eine selbsterfüllende Prophezeiung.

Irgendwann wird jeder
als sein eigener Feind auferstehen,
an sich selbst zugrunde gehen.
Wir morden uns selbst mit jedem Atemzug
in dieser dünnen Luft,
mit jeder abgelaufenen Sekunde,
jeder weggeworfenen Stunde,
anhand von Mindesthaltbarkeitsdaten,
die wir selbst an sie vergeben,
Als meinen Freitod wähle ich das Leben.

Denn, Zeit ist

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