Mittwoch, 6. Juni 2012

Melancholia

Nachdem ich zwei Versuche gemacht hatte, Melancholia im Kino zu sehen (der erste scheiterte daran, dass ich krank wurde, der zweite daran, dass alle Plätze schon 20 Minuten vor Beginn des Films ausverkauft waren), habe ich ihn mir nun auf DVD *hust* angesehen.

Der Film ist... intensiv. Es ist auch einer der wenigen Filme, bei denen mich bombastische Szenen (und musikalische Untermalung mit Wagner macht alles automatisch bombastisch) nicht stören, weil sie nicht übertrieben pathetisch oder effektheischerisch wirken, sondern notwendig erscheinen.
Vor allem den ersten Teil des Films finde ich fabelhaft: die Darstellung von Depression, die sich so ganz und gar nicht mit dem, was man aus anderen Filmen und Medien zu diesem Thema kennt, decken will, aber den Nagel doch so auch den Kopf trifft.
Was die weiteren Teile betrifft, so stellen sie vor allem eine erschreckend nüchterne Analyse der Stadien der Verzweiflung dar. Und das Tolle ist: der Weltuntergang in diesem Film, lässt sich eigentlich durch jedes erdenkbare Ereignis (nicht einmal zwingend negativ) im Leben eines Menschen ersetzen und es ergibt immer noch Sinn.

Was ich auch sehr interessant fand, war es diesen Film mit "Antichrist" zu vergleichen. Denn auch da nähert sich Lars von Trier der Thematik von Depression und analysiert menschliches Verhalten noch viel offensichtlicher in Stufen eines Verarbeitungsprozesses. Aber dies geschieht in beiden Filmen mit einem jeweils so unterschiedlichen Schwerpunkt, dass es nicht im Geringsten abwechslungslos wirkt.

Allerdings bin ich schon sehr auf von Triers nächsten Film gespannt. Denn ich muss gestehen, ich fände es schade, hätte auch dieser die Depression als Kernthema. Das hätte dann schon etwas von einem thematischen Festgefahren-Sein, Lars von Trier nur noch als "der Regisseur, der seine Depressionen auf die Leinwand kotzt".

Obwohl man sich da auch die Frage stellen kann, inwiefern eine eher einseitige inhaltlische Ausrichtung zwingend etwas Negatives sein muss. Monothemathische Autoren, Bands, Regisseure können schließlich auch große Kunst entstehen lassen. Und man könnte sogar ketzerisch die Frage stellen, inwiefern nicht die meisten großen Literaten in ihren berühmten Werken sich sehr stark auf ein Thema oder eine zentrale Fragestellung konzentrierten. Aber das ist eher Stoff für ein Gespräch, denn für einen Blogeintrag.

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