Donnerstag, 19. Juli 2012

Diskussionskultur

Eine sehr fiese Masche - finde ich - ist es, in einer Diskussion seine Meinungen oder Argumente mit "Man wird doch wohl noch sagen dürfen, dass" einzuleiten. Es gibt gibt da noch die verschärfte Variante, wo "sagen" durch "der Meinung sein" oder gar durch "denken" ersetzt wird.
Wenn dieser Satz als Replik auf eine Aussage nach dem Motto von "Boah, wie kannst du das bloß sagen?" erfolgt, dann gibt es ja auch daran nichts zu beanstanden.

Das Problem ist: das tut er seltenst. Meistens fällt er, noch bevor das Gegenüber irgendwie auf die Aussage reagiert hat, quasi als Präventivschlag. Und das ist rhetorische Kriegsführung. Denn damit unterstellt man dem Gegenüber, es würde einen in der Redefreiheit einschränken oder gar Denkverbote erteilen.

Und so bleiben dem Gegenüber, wenn es denn anderer Meinung ist, nach einer solchen Ansage eigentlich nur zwei Optionen: entweder sie unkommentiert im Raum stehen lassen (und eine Deutung à la "Schweigen ist Zustimmung" riskieren). Oder aber dagegen argumentieren und sich den Vorwürfen, man wäre intolerant und könnte es nicht zulassen, dass andere Menschen eine andere Meinung haben, ausgesetzt sehen. Was bei einer Diskussion mit "Publikum" die eigene Glaubwürdigkeit und das Sympathiepotential deutlich verringert.
Denn, man wird ja wohl noch sagen dürfen...

Natürlich darfst du das sagen. Natürlich kannst du dieser Meinung sein. Das verbietet dir ja keiner.
Aber genau so habe ich das Recht, einer anderen Meinung zu sein als du. Und das auch zu sagen.

Und inhaltliche Gegenargumente gegen eine Position sind kein Maulkorb und kein Denkverbot!

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