Mittwoch, 11. Juli 2012

Werbung

Heute einen Artikel zum Thema der Wahlkampffinanzierung in den USA gelesen. Und war wütend.
 Und nein, mir geht es hier nicht darum, dass eine politische Kultur, in der der Ausgang einer Wahl maßgeblich davon bestimmt wird, wer die reicheren Sponsoren hat, keine ehrliche und fähige Regierung hervorbringen kann.

Noch viel grundlegender - man stelle sich einfach mal alle Personal- und Materialkosten, eben alle Ausgaben vor, die für Werbung getätigt werden. Und nicht nur Wahlkampfwerbung, auch Produktwerbung. Millionen Geldeinheiten, die von Unternehmen ausgegeben werden. In Summe Milliarden.
Und wozu? Um den Umsatz zu steigern. Was zum Großteil im Klartext heißt: eine Nachfrage künstlich generieren oder der Konkurrenz Kunden wegschnappen, nicht weil man durch bessere Qualität überzeugen kann, sondern weil man in den Köpfen der Menschen Assoziationen zwischen bunten Schriftzügen, glücklich grinsenden blonden Familien oder Bikini-Models und dem eigenen Produkt herstellen kann.

Würden, sagen wir mal, alle Fruchtsaft-Hersteller sich darauf einigen können, keine Ausgaben mehr für Werbung zu tätigen, wie viel günstiger könnten sie die Produkte (bei gleichbleibender Qualität) anbieten?

Und besonders lächerlich ist das Konzept von Werbung, wenn die Konkurrenz nur scheinbar vorhanden ist. Als prägnantestes Beispiel fallen mir dazu die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) ein. Es kann der AOK doch egal sein, ob sie der Techniker Krankenkasse oder der BKK ein paar Versicherte abwerben kann - durch den Finanzausgleich zwischen den gesetzlichen Krankenkassen fließen alle Einnahmen der GKV sowieso in einen "gemeinsamen Topf", aus dem auch alle Ausgaben aller GKV getätigt werden. Aber dennoch wollen mich an Straßenbahnhaltestellen und am Straßenrand vitale junge Menschen (die so schmierig grinsen, dass es ein Wunder ist, dass sie nicht längst vom Plakat geglitten sind) und bunte Buchstaben dazu überreden, zur AOK zu wechseln. Und dann bekomme ich mit, wie im Krankenhaus Stellen gestrichen werden und Patienten bloß keinen Tag zu lange auf Station bleiben dürfen.

Das mag jetzt weit hergeholt klingen, ist es vielleicht auch.
Aber ich sehe keinen gesellschaftlichen Mehrwert in großen, teuren Werbekampagnen.
Wo ich es wiederum anders sehe, ist bei Kampagnen, die der Aufklärung und Information der Bevölkerung dienen.

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