Samstag, 11. Februar 2012

Laufgruppen

Die Spezies Mensch hat sich schon ein paar zwar harmlose, aber abscheuliche Sachen einfallen lassen. Dazu gehören braune Riesensonnenbrillen, McDonalds (da kann man sich über die Harmlosigkeit streiten), das iPad, Plastikpflanzen, Hummel-Figuren.
Und eben Laufgruppen.



Ich verstehe dieses ganze Konzept nicht. Wenn es darum geht, die eigene Faulheit zu überwinden, dann verlagert man durch das Gründen einer Laufgruppe doch nur die Problemlösung auf andere Menschen, statt sich selbst mehr Selbstdisziplin anzutrainieren. Vielleicht habe ich aber auch was Selbstüberwindung angeht auch einfach eine zu hohe Messlatte.

Aber davonb mal ganz abgesehen: wenn ich laufe (ich verzichte hier ganz bewusst auf die "man"-Form, um nicht unnötig zu verallgemeinern), möchte ich allein sein. Mit der morgendlichen oder abendlichen Welt um mich herum. Mit den ungewohnt leeren Straßen, mit den verlassenen Bahngleisen, die sich fast nach Parallelwelt anfühlen. Mit dem Rhythmus, den meine Schuhsohlen dem Boden entlocken. Mit der eiskalten Luft, die meine Lunge verbrennt. Mit den Liedtexten, Melodien, Bassläufen, die mir mein mp3-Player ins Ohr fließen lässt. Mit den in meinem Kopf schwirrenden Gedanken.

Mit dem Gefühl endlich und ausnahmsweise mal bei dem, was ich hier mache, nicht nachdenken zu müssen, weil mein Körper besser als mein Kopf bescheid weiß, wie Laufen funktioniert, und sich mein Geist dann dementsprechend zurücklehnen und zuschauen kann, die Ober- und Unterschenkelmuskulatur (Biceps femoris, Quadrizeps, Triceps surae und wie wie sonst nicht alle heißen) wie eine gut geölte und justierte Maschine funktionieren. Ausnahmsweise mal die Erfahrung zu machen, dass man tatsächlich auch in der Lage ist zu funktionieren. Ohne Bugs, ohne Fehlermeldungen, ohne Crashes und aufwendige Workarounds.

Da will ich doch nicht von einem Laufpartner von der Seite darüber angelabert werden, dass das Asia-Restaurant in der Altstadt ja so lecker oder die neue romantische Komödie ja ach so witzig ist. Da will ich nicht mit einem weiteren schwitzigen, rotköpfigen, schnaufenden menschlichen Leib neben mir konfrontiert werden.

Laufen ist eine Form der Einsamkeit, die sich gut anfühlt. Weil man mit der Welt einsam ist.

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