Sonntag, 26. Februar 2012

Tanzveranstaltungen der dunklen Art

Gestern war ich seit langer Zeit mal wieder tanzen. Im "Schwarzen Schwimmbad", der Heidelberger einmal monatlich stattfindenden Grufti-Disko.
Ich war den ganzen Tag über schon neben der Spur und affektiv nicht auf der Höhe, habe mich aber trotzdem brav auf die StopACTA-Demo geschleppt (für alle, die sich ob meines Gesichtsausdrucks gewundert haben, jetzt kennt ihr den Grund). Und war danach noch weniger in Party-Laune.

Da ich aber die anderen nicht hängen lassen konnte, bin ich trotzdem mit. Und dann geschah der eigentliche Punkt, der mich dazu bewegt hat diesen Post zu schreiben.
Auf einmal war das Gefühl, total neben der Spur zu stehen, weg. Es war einfach nur dunkel, anonym, mit bunten Lichtern durchsetzt. Es war Musik (sic!).

Und das Tanzen fiel auch kein bisschen schwer. Man ließ sich einfach von der Musik hin- und herschleudern, vom Rhythmus, von der Melodie, verlor sich gedanklich in den Wortbildern der Songtexte. Der Körper denkt für sich selbst, koordiniert die Bewegungen nach seinem Gutdünken.

Es tat gut, einfach mal nicht zu denken. Nicht reden zu müssen, da man ob der Lautstärke ja gar nicht reden konnte. Sich in der Musik zu verlieren und zwar komplett - sie nicht nur als nette Begleitung, als Hintergrundbeschallung wahrzunehmen, sondern in ihr zu ertrinken.
Einfach abzuschalten.

Dem einen oder anderen Leser wird dies wohl wie ein Plädoyer für die Partykultur erscheinen. Ist es auch.

Ja, der Mensch ist ein denkendes Wesen. Ja, wir haben eine gewisse soziale Verpflichtung. Ich finde es ja auch begrüßenswert und selbst erstrebenswert, sich weiterhin zu bilden, zu informieren, sich selbst als Persönlichkeit weiterzuentwickeln.
Aber ein gewisser Hedonismus muss auch sein. Einfach Spaß haben, einfach feiern. Die Gedanken und Grübeleien sein lassen. Nur so vermeidet man, dass man sich endgültig in eine Sackgasse denkt oder die Fähigkeit überhaupt zu empfinden verliert.

Deswegen finde ich es schade, zu sehen, wie oft der Hedonismus in "intellektuellen" Kreisen komplett herabgestuft und als "Primitivität" abgestuft wird. Für mich persönlich würde ein rein hedonistischer Lebensentwurf nicht in Frage kommen, ich halte es aber per se für eine komplett legitime Option.

8 Kommentare:

  1. An dieser Stelle würde mich, völlig textfremd, die Frage interessieren ob, wenn ich da gewesen wäre, du mich angesprochen hättest. Aber vielleicht sollte man solche Dinge nicht fragen.

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  2. Ob man das fragen sollte, weiß ich nicht. Soziale Etiquette ist mir zu anstrengend.
    Naja, wenn du dagewesen wärst, hätte ich dich a) erst mal erkennen müssen, was einerseits anhand von ein paar Photos auf deinem Blog und andererseits bei einem seltsamen Gesichtergedächtnis schwierig geworden wäre; b) hätte ich nicht in einem Moment von "Kommunikation ist anstrengend, ich flüchte mich ins Tanzen" sein dürfen (die es aber gab) und c) hätte ich wohl auch anhand meiner Einschätzung, wie kontaktfreudig du zu dem Zeitpunkt gewirkt hättest, entschieden. Dann aber vermutlich schon, da ich ja auch sehr gesprächig sein kann (wie man es an meiner Kommentierei wohl sieht).
    Aber ja, so viel zum Thema der Komplexität von sozialer Etiquette...

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  3. Aber da gestatte ich mir dann doch die Frage, worin die Motivation einer solche Frage zu suchen ist?

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  4. Ist gut, vage Frage - vage Antwort. :)
    Ich dachte mir bloß, wenn Interesse auch an Kommunikation außerhalb der Kommentarfelder hier besteht - ich habe den Eindruck, dass es für mich angenehm wäre, mich mit dir zu unterhalten, so z.B. via Chat. Soll keine plumpe Anmache sein, ich weiß bloß ein gutes Gespräch zu schätzen.

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  5. Entschuldige bitte, es ist wohl sehr unhöflich auf eine solche Einladung derart viel Zeit verstreichen zu lassen des ungewissen Fragens. Doch bin ich in den letzten Tagen mal wieder an mir selbst erstickt und diverse Verpflichtungen kamen hinzu, weswegen ich kaum erfolgreich meinen Minimalaufgaben nachkommen konnte.
    Soviel zur Erklärung.
    Es ist übrigens amüsant, dass wir darüber reden ob wir miteinander reden sollen. Wir können es ja immerhin versuchen.

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  6. Du magst Umwege, wie? Oder ist das Werbung? Notiert.

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    1. Ich mag Umwege.
      Aus meiner Parteimitgliedschaft mache ich zwar kein Geheimnis, gebe mir aber große Mühe, keine (Schleich-)Werbung zu betreiben und auch politisch Nicht-Interessierten keine politischen Diskussionen aufzuzwingen.

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