Montag, 27. Februar 2012

Thematische Vielfalt. Oder nicht?

Es gibt eine Sache, die nervt mich schon seit... seit dem Alter, wo ich aufgehört habe, die typischen Kinder- und Jugendbücher zu lesen, und angefangen habe, mich in der großen, weiten Welt der Weltliteratur (oder, wie ich es da wohl gesagt hätte, der "Erwachsenenliteratur") umzusehen.

Ein irrsinnig großer Anteil handelt von Liebe und Beziehungskisten. In erster Linie sogar nur von Beziehungskisten. Verzeiht mir die flapsige Wotwahl, aber anders kann ich den so ausgelutschten Plot von "schlauer Professor Mitte 40 hat eine Frau (auch Mitte 40), mit der er lange verheiratet ist, und zwei Kinder, verliebt sich aber in junge Studentin/Sekretärin/Kellnerin, fäng eine Affäre an, hin- und hergerissen, wagt zum Schluss doch den Sprung in die vermeintliche/angebliche Freiheit" nicht beschreiben.

Ich will es ja nicht leugnen, der Themenkomplex  von Liebe und Partnerschaft spielt im Leben der meisten, wenn nicht sogar aller Menschen eine große Rolle. Aber einerseits, so tut das Essen, die Körperhygiene und der Schlaf. Dennoch gibt es vergleichbar wenige literarische Werke, die sich in akribischem Detail der Nahrungszubereitung und -aufnahme widmen, kaum Oden an das Duschen und unter "Bettgeschichten" versteht man auch nicht gerade die verzweifelten Versuche eines Bankangestellten einzuschlafen.

Andererseits - nur weil es eine große Rolle spielt, heißt es nicht, dass es keine weiteren Themen und Emotionen gibt, die den Menschen bewegen.
Und ja, mir ist klar, dass künstlerische Schaffenskrisen oder die Stolpersteine des Politik-Machens Fragen sind, die bei weitem nicht alle Menschen betreffen und zu denen also auch nur wenige Zugang haben. Aber wie sieht es mit so Sachen, wie dem Ablösungskonflikt von den Eltern oder der Angst vor dem Älter-Werden aus? Die ewige "wer bin ich?" Frage?

Stattdessen, wohin man schaut: Filme, Songtexte, Lyrik, Romane, die alle von unerwiderter Liebe oder Treueschwüren oder Beziehungsporträts handeln.
Es nervt.

2 Kommentare:

  1. Nun ja, erstmal müsste man doch noch konstatieren, das im Kontext der Nahrungsaufnahme wie der Leibespflege, der Andere meist eine unter geordnete Rolle bzw. gar keine Rolle für das Subjekt spielt.

    Doch im Kontext der Liebe und des Zwischenmenschlichen, ist der Andere nicht nur von nöten, sondern er ist eine anthropologische Grundkonstante [J. Laplanche], somit ist es nicht verwunderlich, das Menschen so viel Zeit und Muse ihm und dem Thema was er impliziert widmen.

    Eigentlich ist die Liebe, in ihrer Haltung zum Sein höchstgradig subversiv und nicht etwas ödes, tröges was man so nebenbei mal mit abhandelt. z.b. In der Negation des großen Anderen für einen Anderen der Liebe.

    Das hier das Verhältnis der Liebenden abstumpft zum blossen Wiederholungs und Identiätszwang, ist ein Zeichen dafür wie es um die Liebe (im Zeiten der Einsamkeit)[Paul Verhaeghe] bestellt ist.

    P.s.: Das die Literaturlandschaft eigentlich umgepflügt und asphaltiert gehört, ist leider nichts neues, gleiches fordern Menschen mit Restvernunft seit Jahren für Deutschland zurecht, doch passiert ist leider auch noch nichts.

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    1. Eine Ergänzung, zu meinem ersten Kommentar.

      Die Suche nach dem Anderen, ist die Suche nach unserem pers. kl. Glück in einer falschen Gesellschaft. Dieser Andere ist für uns in dem Moment, mehr als nur ein Anderer. Er ist ein Ähnlicher, einer in dem man sich wider – finden kann. Einer wo sich die radikale Andersheit in gewisser weise relativiert, im Zwielicht der Zweiheit.

      In diesem Zwielicht der Zweiheit, findet man dann dieses spannend – ängstigendes Moment von unmittelbarer Nähe (Intimität, dem ozeanischen Gefühl) also einem Geniessen des Anderen wo der Andere mit einem verschmilzt, quasi ein »Sein im Sein« (Hegel) ohne den Abgrund des Anderen fürchten zu müssen. Doch verkennt man in jenen Momenten , das es sich im Moment des Ähnlichen doch um den Anderen im End – Effekt handelt, ergo das hinter dem Schleier des Phantasmas der Abyss wartet (z.b. man erwischt Partner X bei Handlung Y, wobei man Handlung Y als nicht Norm – Handlung wertet und man sich entsetzt abwendet - „Das hätte ich nie, von ihm gedacht, das er so einer ist“ etc. pp.).

      Auch müsste man sich vor_Augen_führen, das nat. auch das $ubjekt nicht nur zum Anderen sich entfremdet sondern auch zu sich selber grundlegend entfremdet/gespalten ist.

      Somit stellt sich nicht nur die Frage nach dem Verhältnis vom $ubjekt zum Anderen sondern auch die vom $ubjekt zu das Andere, ergo zu seinem Unbewussten*.

      Diese Komplexität und Widersprüchlichkeit soll nicht als Absage an den Anderen gewertet werden oder missverstanden werden, sondern eher als Aufruf zu einer Kommunikation wo man sich wie dem Anderen gerecht wird, besonders in Hinblick auf das Widersprüchliche.

      Anmerkung:

      * auch gern Blackbox genannt ;)

      P.s.:

      Ich hoffe es wurde eingermaßen verständlich, was ich versuchte zu vermitteln


      $-Ø-A

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